2024 Tage – VfL Wolfsburg – 1. FC Nürnberg 2:2 (2:0)
Mehr als fünfeinhalb Jahre hatte der geneigte Club-Fan darauf warten müssen, am Ostersonntag war es nach 2024 Tagen wieder soweit. Viermal war der FCN in der Bundesliga seitdem Leidtragender gewesen, nun gelang ihm selbst das Kunststück: Er punktete trotz eines Zwei-Tore-Rückstands. Halbzeitstand damals – am 15.9.2007 – wie heute: 0:2. Endstand damals wie heute: 2:2. Herkunft des Gegners damals wie heute: Niedersachsen. Trainer des Gegners damals wie heute: Dieter Hecking. An dieser Stelle sollte mit dem Parallelenziehen allerdings aufgehört werden, denn am Ende der Saison stand damals ein Abstieg, etwas, das heute wohl nicht passieren wird. Auch deshalb nicht, weil die Mannschaft mit dem Remis in Wolfsburg zum achten Mal in Folge unbesiegt blieb und so die grundsolide Rückrunde fortsetzte.
Grundsolide trotz einer ersten Halbzeit in der Wolfsburg den FCN mit Hecking-Fußball vom Feinsten zur Verzweiflung brachte. Über 45 Minuten wurde der Club von der Mannschaft des Ex-Trainers früh und aggressiv am Spielaufbau gehindert. So ließen die Gastgeber kaum geordneten Spielfluss zu, zwangen die Nürnberger oft zu Fehlpässen und schlampigen Abspielen. Begünstigt wurde die destruktive Spielweise dadurch, dass der VfL Wolfsburg schon nach zwei Minuten in Führung gegangen war. So konnte er aus einer tief stehenden Deckung heraus agieren.
Zunichte machte die frühe Führung durch Diegos Freistoßtor auch den Plan von Michael Wiesinger und Armin Reutershahn den Gastgebern Räume zu überlassen und sich aufs Kontern zu verlegen. Speziell zu diesem Zwecke hatten die Trainer auf einen Sturmtank verzichtet und wie in der zweiten Halbzeit des Schalke-Spiels auf Alexander Esswein in der Sturmspitze gebaut. Dieser konnte seine Schnelligkeit aber kaum ausspielen, da sich ihm durch die tiefstehende Abwehr der Niedersachsen keine Räume boten. Auch deshalb gaben die Verantwortlichen jenes Konzept zur Halbzeit auf, zogen Esswein auf den Flügel und brachten Pekhart für Frantz.
Wie viel diese Umstellung mit der letztlich erfolgreichen Aufholjagd zu tun hatte, lässt sich schwer ausmachen, gefühlt aber sorgte Pekhart mit seiner körperlichen Präsenz dafür, dass die Wolfsburger Innenverteidiger mehr zu tun hatten. An den Toren war der Tscheche allerdings nicht beteiligt. Diese erzielten mit Simons und Nilsson zwei Defensivspezialisten. Dabei war das des Belgiers Simons sicherlich das spektakulärere der beiden. Seine Volley-Direktabnahme aus 25 Metern fand das Tor und sorgte für so etwas wie die Initialzündung beim FCN.
War vorher das Offensivspiel oft zaghaft und zerzaust, wurde nun phasenweise äußerst attraktiver Kombinationsfußball gespielt. Der Druck auf die Wolfsburger, die ihre Aggressivität in der Kabine gelassen hatten, wurde immer größer. Ihre sich steigernde Passivität begann der FCN zu nutzen. Für das Ausgleichstor musste allerdings dann dennoch eine alte Qualität des Glubbs herhalten: Ein Kiyotake-Freistoß. Der Japaner trat den Ball in den Strafraum, dort kam Nilsson mit dem Fuß an den Ball und traf zum Ausgleich. Für Kiyotake war es bereits die zehnte Torvorlage; damit überholte er schon am 27. Spieltag die bisherigen Vereinsrekordhalter Julian Schieber und Mehmet Ekici, beide hatten 2010/11 neun Tore aufgelegt.
Nach dem Ausgleich hatte der Club sogar die besseren Chancen auf das Siegtor. Bedenkt man aber, dass Wolfsburg direkt vor der Pause durch Helmes mit 3:0 in Führung hätte gehen müssen und der FCN gerade in der Endphase auch zu oft unnötige Fouls am Anfang des gegnerischen Angriffsdrittel beging, die potentiell gefährliche Standards produzierten, so darf man mit dem Punkt durchaus zufrieden sein. Einem Punkt der für die Mannschaft und ihren Willen spricht. Den Willen die Saison anständig zu Ende zu bringen und am Ende vor dem Ex-Trainer zu stehen, den man am Sonntag dann doch noch ärgern konnte.