2651 Tage – 1. FC Nürnberg – SpVgg Greuther Fürth 2:1 (1:1)
2651 Tage. Das sind fast 370 Wochen oder circa 63629 Stunden. So lange musste der FCN auf einen Derbysieg gegen den kleinen Nachbarn aus Fürth warten. Und wer sich erinnerte, der hatte fast ein wenig das Gefühl von Deja Vu: War der letzte Derbysieg nicht auch nach einem Rückstand erreicht worden? Nach einem späten Siegtor eines Ex-Fürthers? Mit Raphael Schäfer im Tor? Da soll einer sagen, dass Wiederholungen langweilig sind.
Es sei bei aller berechtigter Freude allerdings durchaus auch erwähnt, dass der Club am Ende eher das willensstärkere als das bessere Team war. Sechs Kilometer mehr gelaufen, sieben Zweikämpfe mehr gewonnen, das Siegtor mit letztem Willen erzwungen. Es war am Ende ein Derbysieg der Moral und der Kampfkraft, nicht der spielerischen Klasse. Aber das sind Derbysiege selten, erst recht, wenn Derbysiege so selten sind wie für den FCN gegen Fürth.
Dabei hatte es in den ersten dreißig Minuten ganz und gar nicht danach ausgesehen, als wäre der Club die Mannschaft die am Ende über Einsatz und Moral zum Sieg kommt. Die Gäste kamen viel besser ins Spiel, waren giftig, waren präsent und schnappten sich fast immer die „zweiten Bälle“. Hinzu kam, dass sie die linke Abwehrseite des FCN als Schwachstelle ausgemacht hatten und sich dies bereits früh als probates Mittel erwies. Laszlo Sepsi war mit Sebastian Heidinger und Marco Stiepermann sichtlich überfordert, da diese ihren Geschwindigkeitsvorteil gegenüber dem Rumänen ausnutzen konnten. Aus einer dieser Überforderungen entstand auch das Gegentor: Heidinger überlief Sepsi, flankte flach nach innen, das Zuspiel fand die Lücke zwischen Bulthuis und Margreitter, in welcher Zulj wartete und einschieben konnte.
In der Folge war der Club sichtlich geschockt und man war schon geneigt zu glauben, dass auch dieses Derby sich in die lange Reihe des Scheiterns einreihen würde. Offensiv fand der Club kaum statt, erspielte sich quasi gar keine Möglichkeiten und verlor den Ball ein ums andere Mal in der Vorwärtsbewegung, da er zu hektisch agierte. Die Gäste konnten aus der Verunsicherung allerdings kein Kapital schlagen. Torchancen blieben auch bei ihnen Mangelware, so dass der FCN im Spiel blieb, obwohl er kaum spielte.
Das änderte sich in der 40. Minute als Sebastian Kerk sich per doppeltem Doppelpass mit Patrick Erras und Hanno Behrens durch die Fürther Abwehr spielte und den Ball in den Winkel des Fürther Tores schlenzte. Nicht nur war es einer der sehenswertesten Spielzüge des FCN in dieser Saison, es war auch ein sehenswertes Tor. Ein Tor, das den Club zurück ins Spiel holte und die Marschrichtung für die zweite Hälfte vorgab. Denn in dieser war es nun der Club, der aggressiver auftrat und mehr vom Spiel hatte. Es fehlten aber die großen Torchancen, von denen die Gäste allerdings auch nur eine hatten. Sebastian Freis, Zerstörer aller Club-Träume im Hinspiel, kam nach einer Ecke zum Kopfball, doch diesen kratzte Laszlo Sepsi artistisch per Flugkopfball von der Linie.
So blieb es lange beim Unentschieden, der Club etwas energischer im Vorwärtsgang aber ohne Durchschlagskraft, die Fürther defensiv gut gestaffelt und immer mal wieder schon beim Drehen an der Uhr. Die Uhr wurde aber mit der 84. Minute zum Feind der Gäste, denn ab da lief sie gegen sie. Niclas Füllkrug, der Ex-Fürther, hatte sich eine Kopfballvorlage von Georg Margreitter selbst auf den Kopf gelegt und dann mit gewaltiger Wucht im Tor versenkt. Die Selbstvorlage war das perfekte Bild des unbedingten Willens, dass es jetzt klappen musste mit dem Derbysieg.
Es klappte. Die Uhr lief ab, es wurde hektisch, aber Fürth kam nicht mehr zurück und der Club gewann erstmals, nach über sieben Jahren ein Derby. Nicht nur deshalb ein wichtiger Sieg, sondern auch, weil es im Aufstiegsrennen nun den Druck auf die anderen Mannschaften verlagert. Man möchte ja, dass die Wiederholungen in Sachen Derbysieg nicht beim Derbysieg enden, sondern bei dem, was am Ende der letzten Saison mit Derbysieg stand: Der Aufstieg.