Alles gut außer dem Ergebnis – 1. FC Nürnberg – SV Werder Bremen 0:2 (0:1)
Gertjan Verbeek macht es dem Berichterstatter schwer, da er meistens die wichtigsten Analysepunkte selbst sofort nach dem Spiel anspricht. So auch am Samstagabend: Eine bessere Analyse als „Man kann nicht alles haben“ kann man nach den 90 Minuten gegen Werder Bremen nicht abliefern. Schließlich lieferte der FCN die beste Leistung des Kalenderjahrs 2014 ab, konnte jedoch nichts Zählbares dafür mitnehmen. Es war in vielerlei Hinsicht ein Gegenentwurf zum vorangegangenen Heimspiel gegen Braunschweig, wo nichts passte außer dem Ergebnis.
Gegen Bremen stimmte hingegen vieles. Der Ball lief flüssig in den eigenen Reihen, der Ballbesitz fand nicht nur in der eigenen Hälfte statt, immer wieder kam man in aussichtsreiche Positionen. Es war über weite Strecken ein enorm gut anzusehendes Vorgehen, das der Club auf den Platz zauberte. Es fehlte jedoch eines: Die Torgefahr. Diese ging nämlich im ganzen Spiel eigentlich nur von den Gästen aus, die schon vor dem Führungstreffer die beste Chance des Spiels durch einen Lattentreffer des späteren Torschützen di Santo hatten.
Diesen Zug zum Tor, den die Bremer als Teil ihrer Strategie integriert hatten, ließ der FCN weitgehend vermissen. Sei es, weil die Flanken unpräzise in Richtung Strafraum kamen; sei es, weil der letzte, der entscheidende Pass nicht gespielt wurde; sei es, weil statt eines Schusses nur eine Rückgabe zustande kam. Es war das entscheidende Stück im Puzzle, das fehlte, damit sich ein perfektes Bild ergab. Ansonsten war der mannschaftliche Gesamteindruck nämlich durchweg positiv. Es waren vielmehr die individuellen Fehler, die am Ende den Ausschlag gaben.
Dass beide Tore durch Fehlpässe desselben Spielers im Spielaufbau eingeleitet wurden, zeigt wie wenig man der Mannschaft im Ganzen vorwerfen kann. Jose Campaña kann man die Fehlpässe sicherlich vorwerfen, der Spanier wirkte mit den Anforderungen oft überfordert und im Abspiel arg lässig. Es ist aber viel zu früh, den Stab über ihm zu brechen. Für ihn gilt – wie für Martin Angha – dass ein Entwicklungsschub nach einigen Profieinsätzen fast zu erwarten ist. Anghas Gegenpart auf links, Marvin Plattenhardt, ist hierfür das beste Beispiel. Der 22-Jährige ist heute nicht mehr aus der Viererkette wegzudenken, war im Vorjahr aber bei Weitem nicht auf dem Niveau von heute.
Überhaupt muss man in all den Überlegungen beachten, wie viele junge und/oder bundesligaunerfahrene Akteure der FCN auf dem Platz stehen hatte: Rakovsky (20 Jahre/7 Spiele), Angha (20/6), Petrak (21/7), Plattenhardt (22/54), Campaña (20/3), Drmic (21/23) und Colak (20/2), selbst Mak (23/70), Kiyotake (24/55) und Pekhart (24/78) zählen allesamt nicht zu den Fußballern, die den Großteil ihrer Karriere schon hinter sich haben. Es ergibt sich auch aus dieser Tatsache, dass Schwankungen in der Leistung wie auch in den Ergebnissen eingeplant werden müssen. Es spricht für den Trainer, dass er ergebnisunabhängig und gelassen argumentiert. Es steht nur zu hoffen, dass die kommenden Spiele Verbeek in seiner Haltung bestätigen.
Denn viele Spiele dieser Art darf der FCN sich nicht mehr erlauben. Es gab davon in der Hinrunde schon zu viele. Der Einstieg in die Rückrunde mit zwölf Punkten aus fünf Spielen war hervorragend, es folgen aber nun mit Hamburg, Frankfurt, Stuttgart und Freiburg vier Spiele gegen direkte Konkurrenten. Hier reichen keine Leistungen, hier müssen Ergebnisse erzielt werden; hier reichen nicht nur schöne Ballstaffeten, hier müsen auch schöne (oder hässliche) Tore erzielt werden. Ansonsten endet die Saison dort, wo sie oft endet, wenn man nur schön spielt, aber nicht punktet: Im Unterhaus.