Aufreger, Unding, Skandal – TSV 1860 München – 1. FC Nürnberg 2:1 (0:1)
Der Aufreger kam zum Schluss. Ein nicht gegebenes Tor, das dem FCN nur minimal wehtut, das aber massiv in den Abstiegskampf der Zweiten Liga eingreift. Die Fernsehbilder lassen den Schluss zu, dass Dave Bulthuis vor seinem Abschluss in Torjägermanier nicht im Abschluss stand. Der Schiedsrichter gab nach Studium dieser Bilder sogar zu, dass es reguläres Tor war. Ein zu großes Lamentieren in Richtung der Entscheidung sollte sich allerdings verbieten. Schließlich hatte der insgesamt schwache Schiedsrichter erst kurz zuvor den Löwen einen klaren Elfmeter verweigert. Darüber hinaus hatte der FCN das Spiel bis zur Pause fest in der Hand, nur um es dann herzugeben.
In den ersten 45 Minuten wirkten die Gastgeber nämlich wie der Abstiegskandidat, der sie trotz des Sieges weiterhin sind. Es fehlten den Münchnern jeglicher Biss und jegliche Leidenschaft, stattdessen stolperten sie in der Vorwärtsbewegung, blieben an Nürnberger Beinen hängen und kamen zu keiner einzigen Torgelegenheit. Der FCN hatte auch deshalb vor dem Seitenwechsel den TSV 1860 fest im Griff. Der einzige Vorwurf, der ihm zu machen war, lautete, dass er zu wenig aus der Überlegenheit machte. Wirkliche Torchancen ergaben sich nämlich eigentlich keine. So gesehen war dann die Führung durch Niklas Stark die Krönung einer dominanten ersten Halbzeit: Erste Chance, erstes Tor. So sieht Effizienz aus. Dabei war das Tor nicht nur effizient, sondern auch noch schön. Eine perfekt getimte Flanke traf auf einen perfekt getimten Laufweg und sorgte dank eines perfekt getimten Flugkopfballs für die Führung.
Leider war Starks Kopfballtiming nach der Pause weniger perfekt, ganz im Gegensatz zur Volleyballschmetterballbewegung, die der Youngster im eigenen Strafraum auspackte. Auch wenn Stark nach der Partie davon sprach gezogen worden zu sein, ein derart ungeschickter Umgang mit dem Ball musste mit Elfmeter bestraft werden. Zu diesem Zeitpunkt hatte der FCN die Löwen allerdings schon wieder ins Spiel zurückgelassen, mit dem x-ten Gegentor nach einem langen, hohen Ball von Außen. Zwar war es diesmal ein ruhender Ball, so dass die Außenverteidiger keine Schuld trifft, dennoch ist es beängstigend wie oft der Gegner auf diese Weise in dieser Saison zum Torerfolg kam.
Ein Torerfolg, der am Ende in einen vollen Erfolg mündete, eben auch, weil der Schiedsrichter einen schlechten Tag hatte. Dies ist nicht zu kritisieren, Wahrnehmungsfehler unterlaufen jedem von uns, jeden Tag. Zu kritisieren ist allerdings die Art und Weise, wie diese – in ihrer Tragweite kaum zu unterschätzende – Entscheidung kommuniziert wurde. Nicht nur, dass das Gespann fast zwei Minuten brauchte, bis es zur falschen Entscheidung fand machte aus einer einfachen Fehlentscheidung ein Unding. Dass dann aber noch der beraubte Torschütze für sein Nachfragen, ob des Entscheidungswegs mit Gelb belastet wird und womöglich für seine wenig diplomatischen Äußerungen nach Spielschluss („Möglicherweise hat der Schiedsrichter auf das Spiel gewettet.“) noch gesperrt wird, macht aus dem Unding einen Skandal.
Einen Skandal, der nicht davon ablenken sollte, dass die Mannschaft einmal mehr eine schwache Leistung bot und die Saison dort beenden wird, wo sie mit diesen Leistungen hingehört. Leistungen, die sich in der kommenden Spielzeit keinesfalls wiederholen dürfen. Denn wohin ein jahrelang verpasster Aufstieg führen kann, dass konnte man am Gegner des Nachmittags sehen. Einem Gegner, der einer dubiosen Entscheidung zwei Minuten vor Spielende bedurfte, um nicht dem Absturz ins Nichts der Drittklassigkeit zu entgehen.