Baku oder Müngersdorf: Elf Meter sind elf Meter – 1. FC Köln – 1. FC Nürnberg 1:2 (1:2)
Insgesamt zehn Spieler des FCN waren in den letzten Tagen mit ihren Nationalauswahlen unterwegs. An exotischen Orten wie Carson, Tel Aviv , Glasgow oder Paderborn sammelten die Kicker wertvoller Erfahrungen, die sie nun im Verein gewinnbringend anwenden sollen. Der belgische Nationalspieler Timmy Simons machte am Sonntagnachmittag in Köln exemplarisch vor, wie so etwas funktionieren kann. Der 34-Jährige war vor Wochenfrist in Baku gewesen und hatte dort einen Elfmeter verwandelt. In Köln wandte die dort erworbene Kenntnis über diesen Vorgang gleich zweimal gewinnbringend an. Dass diese beiden Tore die einzigen blieben, war am Ende nicht das einzige, ja sogar das geringste Ärgernis. Im Vordergrund kann dennoch die Freude über den dritten Saisonsieg stehen.
Denn trotz durchaus vorhandener Schwächen schaffte der FCN es gerade bis zum unverständlichen Platzverweis gegen Tomas Pekhart hervorragend den Gastgeber ihr Spiel aufzuzwingen, wirkte zu keinem Zeitpunkt wie die Gastmannschaft. Es war lediglich dem fehlenden Glück zuzuschreiben, dass weder Esswein noch Pekhart den Ball in dieser Phase im Tor unterbrachten. So bedurfte es der freundlichen Unterstützung von Pedro Geromel, der an diesem Nachmittag eher an Clumsy, den tollpatschigen Schlumpf, als an einen der besten Verteidiger der Liga erinnert. Der Brasilianer fällte erst Feulner, vier Minuten später dann Pekhart im Strafraum. So drückte sich die Überlegenheit der ersten fünfunddreißig Minuten dann auch auf der Anzeigetafel aus.
Doch entscheidend für die Wahrnehmung des Spiels und die emotionale Aufgewühltheit aller aktiv und passiv Beteiligten war nicht diese Phase, sondern die sieben Minuten danach. In diesem kurzen Abschnitt nutzten die Kölner erst die Unordnung des FCN in der Rückwärtsbewegung aus, um zum Anschlusstreffer zu kommen. Dann stellte Schiedsrichter Weiner Pekhart wegen gefährlichen Spiels vom Feld. Eine Fehlentscheidung, nicht nur, aber auch weil der Tscheche Geromel nicht trifft und so dessen Schauspieleinlage eher gelbwürdig war als das minimal zu hohe Bein des Club-Stürmers. Die sich aus Gegentor und Platzverweis ergebende neue Situation bestimmte von diesem Moment an das Spiel und die Geisteshaltung des Glubb.
Von nun an war die Defensive eher gefordert. Dieter Hecking signalisierte dies schon, indem er in der Halbzeit den starken, aber offensiveren Markus Mendler für den mehr nach hinten arbeitetenden Christian Eigler opferte. Hätte aber der agile, aber teilweise glücklose Esswein direkt nach der Pause seine Großchance verwertet, die Defensive hätte beruhigter ans Werk gehen können. Wahrscheinlich wäre es dann auch nicht das Zitterspiel geworden, das es bis zum Schluss war. Gleiches gilt auch für die beiden Konter spät im Spiel, die jeweils an der geistigen Langsamkeit von Markus Feulner scheiterten. Auch hier hätte ein beherzteres, konsequenteres Spiel die Leidenszeit von Fans und Betreuern deutlich verringert.
So mussten die Anhänger bis zur allerletzten Sekunde zittern, ob die drei Punkte gerettet werden würden. Sicher erschien dies keineswegs, obwohl auch die Kölner die letzte Viertelstunde dank eines dubiosen Platzverweises zu zehnt bestreiten mussten. Immer wieder überliefen die Kölner auf den Außenbahnen die oft schlecht postierten Verteidiger – Chandler und Pinola – strahlten so Gefahr aus. Dass am Ende keiner dieser Angriffe mit einem Tor endete verdankte der Club zum einen den sehr guten Augen des Linienrichters, der mehrmals knappe Abseitsstellungen der Kölner richtig erkannte. Zum anderen aber auch den beiden Innenverteidigern – Klose und Wollscheid – die viele Bälle entschärfen konnten.
So entstand trotz der drückenden Überlegenheit der Kölner in der zweiten Halbzeit ein seltsames Bild des Spiels. Köln hatte fast ständig den Ball, kam immer wieder über die Flügel, konnte dann aber vor dem Tor nur selten zu einem gefährlichen Abschluss kommen. So hatte Alexander Stephan, der dritte eingesetzte Torwart des FCN im fünften Spiel, relativ wenig Möglichkeiten seine Kritiker von sich zu überzeugen. So bleibt auch die unter der Woche aufgeworfene Frage, ob denn nach den Verletzungen von Schäfer und Rakovsky noch ein weiterer Keeper verpflichtet werden muss, nicht endgültig beantwortet. Zu wenig Aufschluss gab die Leistung Stephans.
Die Leistung des Teams insgesamt war insgesamt durchaus lobenswert, es bedarf durchaus einer gewissen inneren Ruhe, ein derartiges Spiel erfolgreich zu bestreiten. Einer Ruhe, die man von einem derart jungen Team nicht immer erwarten kann. Sehr wohl aber von einem 34-Jährigen Belgier am Elfmeterpunkt, gerade wenn er eine Woche zuvor in Baku war.