
Ein Schritt nach vorne sollte es werden: Nach vorne vor den Erzrivalen, nach vorne in die erste Tabellenhälfte, nach vorne Richtung Aufstiegsränge. Es wurde stattdessen ein Rückfall. Ein Rückfall in die Phase, in der Spiel um Spiel sang- und klanglos verloren wurde. Ein Rückfall in der Tabelle, ein Rückfall in alte Muster. Dabei war das Spiel in seiner Anlage kaum anders als in den Wochen zuvor, es fehlte einfach nur ein klein wenig Überzeugung, ein klein wenig Entschlossenheit und ein klein wenig Durchschlagskraft. Doch dieses klein wenig war am Ende entscheidend dafür, dass der SV Darmstadt mit 3:0 gewann.

Schön anzusehen war das Spiel über weite Strecken nicht. Kaum Torchancen, viele Fehlpässe (FCN 53%, Leipzig 35%) und wenig Platz. Das gesamte Spiel schien 25 Meter hinter der Mittellinie auf beiden Seiten zu enden. Auf Nürnberger Seite wurde damit die Vorgabe des Trainers möglichst eng und kompakt zu stehen eindrucksvoll umgesetzt. Mit frühem und konsequentem Pressing wurden die Gäste daran gehindert ihr schnelles Spiel aufzuziehen. Sie wurden neutralisiert. In der Hinsicht war es dann eben doch schön anzusehen, erst recht, weil eine jener Pressingaktionen sogar dazu führte, dass der FCN das Spiel gewann.

Es war das antiklimaktische Ende einer turbulenten Woche beim FCN. Auf das spektakuläre Montagsspiel und die ereignisreiche Jahreshauptversammlung am Dienstag folgte Freitagabend ein unspektakuläres und ereignisarmes 1:1 beim VfL Bochum. Doch für Fans, Mannschaft und Verantwortliche war das erste Remis im Kalenderjahr 2014 womöglich genau der richtige Abschluss bevor es in die Länderspielpause ging. Es könnte ein vorsichtiger Schritt in Richtung Konsolidierung sein, da der Club das erste Mal seit Februar nach einem Rückstand noch hat punkten können und Ansätze für eine sich etablierende Spielidee zu sehen waren.

Es ist unklar, ob Valerien Ismael sich vor dem Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern im Fundus von Sportvorstand Martin Bader bedient hatte, der in den vergangenen Jahren einen Satz letzte Patronen in seinen – im Gegensatz zu Michael A. Roth rein metaphorischen – Revolver geladen hatte; möglicherweise war es bei Bader auch immer dieselbe letzte Patrone, da ja kein Schuss losging, keine Lösung funktionierte. Ismaels letzte Patrone, ein Aussortieren von Raphael Schäfer, zündete, zunächst mit großem Knall, am Ende etwas leiser. Zum Schluss wäre der Schuss beinahe doch noch nach hinten losgegangen, doch der FCN rettete ein 3:2 gegen einen Aufstiegsaspiranten über die Zeit.

Als wollte die Mannschaft die am Sonntag hier geäußerte These, dass das Experiment mit Valerien Ismael gescheitert ist, beweisen, legte der FCN am Mittwochabend in Heidenheim einen Auftritt hin, der deutlich machte, dass ihr keinerlei Idee vermittelt worden ist, wie sie Fußball spielen soll. Neun Minuten waren gespielt, da stand es 0:2 aus Sicht der Gäste, ein Konter und ein Standard hatten die erneut neuformierte Abwehr ausgehebelt. Genau jene Punkte, vor denen Ismael noch vor dem Spiel gewarnt hatte. Wenn das Problem erkannt ist und man dennoch nichts dagegen tun kann, so lässt es nur einen Schluss zu: Der Trainer kann der Mannschaft die von ihm angedachten Maßnahmen nicht vermitteln.