Pyrrhus von Epiros war ein König im antiken Griechenland. Er legte sich mit den Römern an und war in einer Schlacht gegen diese siegreich. Allerdings waren die Verluste innerhalb seiner Armee so hoch, dass er nach der Schlacht zu dem Schluss kam, dass ein weiterer solcher Sieg sein Untergang wäre. Dem FCN war am Samstag gegen das Römische Reich der Bundesliga, den FC Bayern, nicht einmal ein solcher Pyrrhussieg vergönnt. Es war trotz beherzter Leistung und hohem Engagement eine Art Pyrrhus-Niederlage: Neben des Spiels verlor der FCN mit Daniel Ginczek und Timothy Chandler nämlich noch zwei Stammkräfte – beide wohl für den Rest der Saison.
Wenn es vor drei Monaten nach dem Spiel in Gladbach auf Grund des Spielverlaufs an dieser Stelle noch hieß „so spielt ein Absteiger“, so muss nach dem 3:1-Erfolg in Berlin eindeutig das gegenteilige Urteil getroffen werden: Wer solche Spiele gewinnt, der bleibt drin. Kurioser, verrückter, glücklicher kann man ein Spiel eigentlich kaum gewinnen und doch, der erste Auswärtssieg der Saison des FCN ist geschafft. Gleichzeitig bedeutet der Erfolg auch das erste Verlassen der Abstiegsränge jedweder Sorte seit Ende September. Er bedeutet aber auch noch etwas anderes: Die Mannschaft ist effektiver, kaltschnäuziger, abgezockter denn je.
Was war es in der sieglosen Hinrunde beschworen worden: Das fehlende Glück. 15 Lattentreffer, eklatante Fehlentscheidungen, alles wurde nicht zuletzt mit fehlendem Glück begründet. Als Timothy Chandler nach 23 Minuten Rückrunde aufs Tor schoss, war klar, dass es in dieser Halbserie erstmal nicht so weiter gehen würde. Anders als mit Glück lässt sich das 1:0 des US-Nationalspielers nämlich kaum erklären. Ein harmloser Flachschuss, der nur durch die Berührung von Hoffenheims Vestergaard den Weg ins eigene Netz fand. Es war die Initialzündung zu einem gelungenen Nachmittag, zu einem gelungenen Start, zu einem gelungenen Auftakt.
Nein, der Schiedsrichter wird an dieser Stelle keines großen Kommentars gewürdigt. Natürlich war die übersehene Abseitsstellung vor Hannovers 2:3 drei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit spielentscheidend. Doch die Entscheidung war so offensichtlich falsch, dass dies keiner weiteren Auseinandersetzung bedarf. Was hingegen einer weiteren Auseinandersetzung bedarf, ist das erneute Einbrechen des FCN in der Schlussphase. Denn hätte der FCN einfach konsequent weitergespielt, bzw. eine seiner Konterchancen genutzt, das Schiedsrichterteam hätte noch weitere Abseitsstellungen übersehen können.
Was lässt sich nach 15 Spielen in Folge ohne Sieg noch sagen, das nicht schon an irgendeiner Stelle gesagt wurde? Was nicht in irgendeiner Form in den 14 vorangegangenen Spielen erwähnt worden ist? Es ist ein einsamer Rekord, den der FCN da am Freitagabend aufgestellt hat; der Rekord einer verwaisten Siege-Spalte in der Tabelle; ein Rekord, der in letzter Konsequenz nur in der Zweiten Liga enden kann – auch und gerade weil der Club gegen Mainz mal wieder die deutlich bessere Mannschaft war.