Wenn am Ende einer langen Saison alles klar ist, es lediglich um Platzierungen, nicht aber um Existenzen geht, dann nehmen Spiele eine von zwei Wendungen. Entweder es gibt unansehnlichen Sommerfußball, wie am vergangenen Samstag gegen Hamburg, oder aber erfrischend ungezwungenen Spaßfußball, wie an diesem Samstag in Hoffenheim. Wer den 1. FC Nürnberg über die Spielzeit 2011/12 verfolgt hatte, der konnte gar nicht glauben, dass dort auf dem Sinsheimer Rasen der Glubb spielte. Defensiv fahrlässig, offensiv gefährlich, das Drehbuch der Saison sah anders aus. Angenehm waren Tempowechsel, schnellen Konter und Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor dennoch. Schließlich führten sie zum ersten Sieg der Vereinsgeschichte gegen die TSG Hoffenheim.
Wer in den letzten Wochen auf der Tribüne des Max-Morlock-Stadions genau hingehört hat, der hat immer wieder einmal gehört, dass der FCN „wie ein Absteiger“ spiele. Am Samstag in Kaiserslautern erhielten diejenigen mit dieser Meinung und auch alle anderen Anschauungsunterricht in Sachen „Wie-ein-Absteiger“-Spielen. Allerdings erteilte diesen Unterricht nicht der Glubb, sondern die Gastgeber aus der Pfalz. Die in jedem wichtigen Aspekt unterlegenen „Roten Teufel“ verloren dementsprechend auch gegen eine Nürnberger Mannschaft, die gegen Ende der Saison eine Abgezockheit gefunden hat, die ihr de facto den Klassenerhalt sichert.
Wenn alles für einen läuft, nichts schief geht, dann spricht man gerne davon, dass alles „wie gemalt“ verlaufen ist. Bleibt man in diesem Bild, war das Spiel des FCN gegen den FC Schalke 04 ein Picasso, ein Rembrandt, ein da Vinci. Mit der besten Saisonleistung, die noch dazu zum bestmöglichen Zeitpunkt in der Saison kam, besiegte der Glubb die Gäste aus Gelsenkirchen. Grund dafür war die nahezu perfekt funktionierende Strategie und eine bestens aufgelegte Offensivreihe mit einem herausragenden Daniel Didavi.
Könnte man ein Fußballspiel von Chronologie, Zeitablauf, Torfolge lösen, es wäre vieles in der Nachbetrachtung einfacher. So würde man womöglich in Nürnberg einen Punkt beim SC Freiburg, einem direkten Konkurrenten um den Abstieg, als einen Erfolg sehen, da man über 90 Minuten gesehen nicht das bessere Team war. Weil aber Chronologie im Gehirn jedes Menschen, also auch des Fußballfans, fest verankert ist, sieht er das 2:2 in Freiburg als eine Niederlage. Schließlich führte der 1. FC Nürnberg bis in die 79. Minute mit 2:1 und war mit 2:0 in die Pause gegangen.
Das Gegenteil von „gut gemacht“, so der Volksmund, ist „gut gemeint“. Beim FCN war nun zum zweiten Mal binnen sieben Tagen „gutes Spiel“ das Gegenteil von „gutes Ergebnis“. Wie schon gegen Stuttgart vor Wochenfrist spielte der Glubb auch gegen Bayern ansehnlich, hielt gegen einen tabellarisch weitaus besser gestellten Gegner mit und hätte bei besserer Chancenverwertung punkten können. Da jedoch vorne erneut die Null stand reichte den Gästen aus München ein einziger Lapsus in der Club-Verteidigung zum Sieg.