Das dritte Spiel – 1. FC Nürnberg – TSV 1860 München 2:1 (2:1)

Das dritte Spiel – 1. FC Nürnberg – TSV 1860 München 2:1 (2:1)

Dritte Spiele haben für Trainer in Nürnberg besondere Bewandtnis. Meist deuten sie die Richtung an, in welche die Entwicklung geht. Der „Neue-Besen-Effekt“ ist abgeklungen, die Detailarbeit kommt zum Tragen. Von den letzten zehn Clubtrainern konnten vier ihre dritten Spiele gewinnen. In die Liste jener vier, die mit Wiesinger, Hecking, Meyer und Augenthaler eher positiv besetzt sein dürfte, reiht sich nun auch René Weiler ein. Der FCN gewann das dritte Spiel unter Leitung des Schweizers gegen 1860 mit 2:1 und zeigt auch, dass die angedeutete Entwicklung kein Strohfeuer zu sein scheint. Gerade die ersten 45 Minuten geben Grund zur Hoffnung.

Denn in diesen 45 Minuten hatten die Gäste aus München – außer in den ersten 5 Minuten – wenig bis keinen Zugriff aufs Spiel. Der FCN kontrollierte Ball und Gegner nach Belieben, ging durch die individuelle Klasse von Alessandro Schöpf in Führung, baute diese dank Schöpfs Auge und Sylvestrs Torgefährlichkeit bei Zuspiel in den Lauf aus und sicherte sich dann durch kompaktes und sicheres Stehen. Umso ärgerlicher war es, dass der gute Gesamteindruck dieser ersten 45 Minuten durch ein kurioses Eigentor von Jürgen Mössmer getrübt wurde. Der als Innenverteidiger eingesetzte Deutsch-Brasilianer wurde unglücklich von einer Flanke angeschossen, der Ball ins Tor abgefälscht.

Allerdings ist auch zu konstatieren, dass die Gäste durch das Eigentor näher dran schienen ins Spiel zurückzukommen, als sie es tatsächlich waren. Denn wirklich gefährlich waren die Löwen über 90 Minuten eigentlich nur sehr selten. Das lag vor allem darin begründet, dass die Nürnberger Abwehr sehr eng am Mann stand und viele Zuspiele durch aufopferungsvolle Laufarbeit ver- oder zumindest behindern konnte. Es zeigt sich immer mehr, dass die Innenverteidigung mit Hovland und Mössmer eine gute Wahl ist, gerade der Norweger findet immer mehr zu seiner Form, steht sehr oft richtig, fängt durch sein Kopfballspiel viele Bälle sicher ab.

Geholfen wurde der Innenverteidigung interessanterweise auch dadurch, dass man die Doppelsechs direkt vor ihr aufgelöst hatte. Ondrej Petrak kam nach abgesessener Sperre wieder in die Mannschaft und machte seinen Job als Abräumer vor der Viererkette ordentlich, wenn auch die Zuspiele nach vorne manchmal noch ungenau blieben. Durch die Umstellung auf 4-1-4-1 und die Herausnahme von Daniel Candeias rutschte Robert Koch auf die rechte Außenbahn, wo sich der 28-Jährige deutlich wohler zu fühlen scheint. Gleichzeitig bietet Koch durch seine Defensivstärke eine bessere Absicherung für den immer wieder wackligen Ondrej Celustka ab, der auch gegen 1860 München noch Stellungsfehler hatte, nach vorne aber einige gute Vorstöße zustande brachte.

Überhaupt war offensiv deutlich mehr Ordnung zu spüren als noch in der Vorwoche gegen Braunschweig, wo über 90 Minuten keine einzige Torchance entstanden war. Immer wieder waren auf engstem Raum kleine Ball- und Passstafetten zu erkennen, immer wieder wurde konsequent über die Flügel gearbeitet. Es fehlte natürlich immer noch die letzte Konsequenz, sonst wäre das Endergebnis deutlich höher ausgefallen, dennoch kann man mit den Fortschritten zufrieden sein, immerhin wurden die beiden ersten Torchancen gleich eiskalt verwertet, so dass das Vergeben der zahlreichen Gelegenheiten nach dem Wechsel weniger ins Gewicht fiel.

Ärgerlich war dieses dennoch, gerade weil man ab der 67. Minute ja in Überzahl spielte. Geschuldet war diese Überzahl Martin Angha, dessen Ellenbogenschlag gegen Dave Bulthuis man leicht zynisch als die positivste Aktion des Schweizers für den FCN bezeichnen könnte. Für Angha rückte der unerfahrene Vollmann auf rechts, doch die Schwäche des 21-Jährigen wurde zu wenig und zu inkonsequent ausgenutzt. Für jenen Vollmann endete sein drittes Spiel im deutschen Profifußball dennoch weniger erfreulich als für René Weiler. Der kann nun beruhigt ins vierte Spiel gehen. Das haben von den letzten zehn Clubtrainern nur zwei gewonnen, einer davon hieß Valerien Ismael.

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