Das Gesetz der Dreier-Serie – 1. FSV Mainz 05 – 1. FC Nürnberg 3:0 (1:0)
Von allen Zahlen ist die Drei die symbolisch am meisten aufgeladene: Die christliche Dreifaltigkeit, die drei heiligen Stätten des Islam, die drei jüdischen Patriarchen, die drei hinduistischen Trimurti, die drei Körper des Buddha. In China gilt sie als gute Zahl, in Deutschland sind aller guten Dinge drei. Bedenkt man dies, so landete der FCN am Freitagabend eine an symbolischer Kraft nicht zu überbietende Niederlage: Es war die dritte Niederlage mit drei Gegentoren im dritten Spiel. Dass trotz der Zahlenmystik die Enttäuschung überwog, ist nachzuvollziehen, offenbarte die Partie doch erneut zahlreiche Schwächen im Spiel des FCN.
Am offensichtlichsten – und wohl auch am entscheidendsten – war wieder einmal die Schwäche des FCN nach ruhenden Bällen. Sowohl das 1:0 durch Schürrle (Eckball), als auch das 2:0 durch Noveski (Freistoß) fielen nach Standardsituationen. Beide Male stimmte die Zuordnung überhaupt nicht, beide Male konnte der Torschütze nahezu unbehelligt durch den FCN-Strafraum spazieren und sich aussuchen, wo er sich denn hinstellen wollte.
Es waren die Gegentreffer neun und zehn nach Standards, eine hohe Quote bei insgesamt 24 Gegentreffern. Die Gefahr, dass sich die Standards bei einer derartigen Quote zur selbsterfüllenden Prophezeiung entwickeln, besteht durchaus. Die Spieler wissen, dass Standards ein Problem sind und werden bei Ecken und Freistößen gegen sich aus Angst vor Gegentoren zusehends nervös, durch die Nervosität entstehen Fehler und weitere gegnerische Treffer. Hier muss Dieter Hecking den Hebel ansetzen, sonst entwickelt sich schnell ein nicht zu brechender Teufelskreis.
Schon einmal in dieser Saison hatte der Glubb auswärts ein Spiel durch Standards verloren, in St. Pauli aber stimmte wenigstens das Offensivspiel, in Mainz hingegen war die Anzahl der herausgespielten Chancen minimal. Zu oft brach das aufbauspiel im Mittelfeld zusammen, zu wenig konnten die Außenverteidiger Druck nach vorne ausüben. Eine Aufgabe, die allerdings auch über den Möglichkeiten der auf dieser Position eingesetzten Spieler liegen dürfte. Es zeigte sich in Mainz deutlich, dass eine Mannschaft ein Problem im Spiel nach vorne hat, wenn keiner der sechs Defensivspieler (Torwart, Viererkette, zentraler Defensiver Mittelfeldspieler) das Spiel kontrolliert aufbauen kann.
Stattdessen wurde der Ball erneut oft quer geschoben, von Wolfs 17 erfolgreichen Pässen gingen 12 zu Defensivspielern des FCN, von Marohs 27 landeten 17 bei Mitspielern mit Defensivaufgaben. Diese Tatsache an sich ist natürlich statistisch nicht aussagekräftig, betrachtet man aber wohin die Pässe gespielt wurden, wird die Malaise deutlich. Andreas Wolf brachte im ganzen Spiel nur vier Pässe in der gegnerischen Hälfte an, Dominic Maroh deren acht. Mit derart passiven und vorsichtig ballverteilenden Innenverteidigern ist heutzutage aber kaum mehr ein Spiel anzukurbeln. Zum Vergleich: Mainz‘ Nico Bungert kam auf 19 Pässe, die in der gegnerischen Hälfte an den Mann kamen, sein Nebenmann Kapitän Noveski mit neun auch noch auf mehr als die FCN-Innenverteidiger.
Doch nicht nur die Verteidiger konnten wenig für den Spielaufbau tun, auch der Rest der Mannschaft tat sein möglichstes es der Mainzer Defensive so einfach wie möglich zu machen. Eine Fehlpassquote von ungefähr 30% in der gegnerischen Hälfte ist für ein geordnetes Spiel eigentlich zu hoch, würde man aus der Quote noch die rückwärts oder quer gespielten Pässe heraus rechnen, es ergäbe sich eine vernichtende Quote. Keiner der Offensivspieler konnte die Leitung des Spiels an sich ziehen, eben auch, weil die Pässe nach vorne kaum einmal ihr Ziel fanden.
So bleibt zu hoffen, dass mit dieser Niederlage wirklich aller guten Dinge drei sind, die Tordifferenz jetzt genug Schaden genommen hat und ein Ende der Negativserie in Sicht ist. Allerdings sind die kommenden Aufgaben sind mit drei Mannschaften aus den ersten Sechs der Tabelle sicherlich keine leichten, doch rein zahlenmystisch muss ein Sieg her. Die Vier steht schließlich zumindest in China für den Tod.