Das Heft des Handelns – 1. FC Nürnberg – FSV Frankfurt 1:1 (0:0)
Das Heft des Handelns wird im Fußball regelmäßig bemüht, wenn es darum geht, auszudrücken, wer das Spiel bestimmte. Den wenigsten Benutzern der Redewendung wird klar sein, dass es sich dabei gar nicht um ein Heft aus Papier handelt, sondern um einen Waffengriff. Jenen Waffengriff hatte der FCN über 90 Minuten gegen den FSV Frankfurt fest in der Hand und machte das bislang beste Spiel der Saison. In der Nachspielzeit wurde dem Club dann das Heft entrissen und die Waffe direkt ins Herz gebohrt. Der Waffendieb: Florian Heft, Schiedsrichter.
Schon in der ersten Halbzeit hatte das Schiedsrichtergespann dem FCN einen regulären Treffer verwehrt, als Tim Leibolds Ball die Linie überquert hatte, die Entscheidung aber weiterlaufen lautete. Ärgerlich ist dies vor allem, weil jenes Tor in der Ersten Bundesliga gewertet worden wäre, da dort die nötige Technologie eingesetzt wird, um solche Fehlentscheidungen zu verhindern. Von gleichen Bedingungen in beiden Ligen der DFL kann da einmal mehr nicht die Rede sein. Gepaart mit den extrem fanunfreundlichen Anstoßzeiten kommt in derartigen Momenten einmal mehr der Verdacht auf, die Zweite Liga sei nur das ungeliebte Stiefkind der DFL und man würde am liebsten wie in England die Erste Liga aus dem Ligenverbund abkoppeln wollen.
Doch nicht der Schiedsrichter-Fehler in der 38. Minute war am Ende entscheidend, sondern jener in der 90. Minute. Ein Fehler, der auf diesem Niveau nicht passieren darf. Ein Fehler, der eine Mannschaft, die über 90 Minuten ordentlichen bis guten Fußball spielt, für etwas bestraft, das sie nicht begangen hat. Ein Fehler, der einer Mannschaft, die 90 Minuten nicht ins Spiel kam, einen Punkt schenkt. Ein Fehler, der so augenscheinlich war, dass man ihn selbst aus 80 Metern Entfernung noch erkennen konnte.
Man kann den Frankfurtern nicht vorwerfen, dass sie diesen Elfmeter verwandelten oder dass sie nicht eine der zahlreichen Chancen des FCN durchließen, aber der Ärger darüber, dass eine Mannschaft mit derartigem Minimalaufwand einen Punkt aus Nürnberg mitnimmt, ist durchaus vorhanden. Ausnahmsweise ist die Wut beim Autor dieser Zeilen nicht einmal mit Wut über die Mannschaft gepaart. Denn das Team spielte aufopferungsvoll, zweikampfstark und sogar kombinationssicher. Es verteidigte so gut, dass es bei normaler Schiedsrichterleistung das Spiel zu Null beendet und somit das tut, wenn man vorne Probleme mit dem Tore schießen hat: Absichern.
Nahezu alle Clubspieler auf dem Platz machten ihre Sache gut. Guido Burgstaller warf sich in jeden Zweikampf, Alessandro Schöpf lief mehr als dreizehn Kilometer, Patrick Erras merkte man keine Sekunde an, dass er noch nie Profifußball gespielt hatte, Tim Leibold bearbeitete seine Stammposition links außen mit großem Elan, etc. Der Club war den Gästen aus Frankfurt in allen Belangen überlegen: Zweikämpfe, Ballbesitz, Passquote, Laufleistung, Torschüsse. Sogar Chancen erspielte man sich in zahlreicher Menge. Allein das dritte reguläre Tor, das zum 2:0, wollte nicht fallen. Es wäre auch nicht nötig gewesen, hätte nicht der Heft das Handeln übernommen.