Das Reaktiönchen – Eintracht Frankfurt – 1. FC Nürnberg 1:1 (0:0)
Beim Blick in die Gazetten der vergangenen Woche hätte man meinen können der FCN habe spielfrei. Das Spiel in Frankfurt fand kaum Erwähnung. Wenn doch, dann nur in Zusammenhang damit, dass der neue Trainer dort nicht auf der Bank sitzen würde. Roger Prinzen, derjenige, der in Frankfurt auf der Bank saß, war diese Konzentration eventuell ja sogar ganz recht, so konnte er zum Beispiel Antonio Colak und Sebastian Gärtner in den Kader schmuggeln ohne, dass es jemand bemerkte. Jener Colak war dann auch einer der Gründe, warum man als Club-Fan mit einem Lächeln das Waldstadion verließ. Er und der Ausgleichstreffer kurz vor Schluss.
Jener Ausgleichstreffer in der 86. Minute zeigte, welches offensive Potential in der Mannschaft schlummert: Ballsicher, passgenau, abgezockt, abschlussstark. Es war nicht der erste Treffer dieser Sorte in dieser Saison, einer der Sorte: Geht doch. Dass es öfter und regelmäßiger geht, das muss die vorderste Aufgabe des neuen Übungsleiters sein, egal, welchen Namen der am Ende trägt. Der Übungsleiter von Samstag, Roger Prinzen, bewies jedenfalls, dass er ein guter Einwechsler ist. Mak, Drmic, Colak hießen die drei Eingewechselten, alle drei machten viel Dampf viel Wirbel und die beiden Ersteren waren sogar direkt für das 1:1 verantwortlich.
Auch die Ausrichtung und personelle Besetzung vorher war durchaus nachvollziehbar gewesen, sie beschnitt den FCN aber in genau dem offensiven Geist, den Prinzen dann ab der 60. Minute einwechselte. Mit Pinola und Plattenhardt auf links und Chandler und Hlousek auf rechts sollten vier mehr oder minder gelernte Außenverteidiger versuchen die Flügel zu stabilisieren. Vor den Innenverteidigern sicherten mit Stark und Hasebe zwei Sechser ab, wobei Stark den spielerischeren Part gab. Die Marschroute war klar, hinten dicht und vorne hoffen. Eine logische Reaktion auf ein 0:5 im letzten Spiel.
50 Minuten lang ging es gut, dann kombinierten sich die Frankfurter ungeniert und unbedrängt durch die Abwehr, weil ein Nürnberger Verteidiger zu tief stand. Kadlec traf, es stand 1:0. Eine Führung, die zu diesem Zeitpunkt mehr als verdient war, da der Club nach vorne nichts zu bieten hatte. Das angesprochene Hoffen bestand darin den Ball irgendwie in Richtung Pekhart zu bringen. Der Tscheche wusste meist jedoch nichts mit dem Spielgerät anzufangen und wirkte so immer etwas verloren.
Verloren wirkte auch das Spiel bis die Frankfurter mit länger werdender Spieldauer das Spiel immer mehr aus der Hand gaben. Gepaart mit dem Schwung durch die offensiven Hereinnahmen drehte sich das Spiel in Richtung FCN, eine Drehung die Drmic mit seinem Treffer vollzog und Pinola und Mak mit Chancen zum Siegtor sogar noch vollenden hätten können. So aber blieb es beim 1:1, einem durchaus gerechten Ergebnis, da der FCN für mehr Punkte mehr offensives Engagement benötigt worden wäre. Es war also vor allem im Offensivbereich keine vollständige, keine ausgewachsene Reaktion auf die Trainerentlassung. Es war eher ein Reaktiönchen.
Es gilt aber auch hervorzuheben, dass auf das 0:5 kein weiteres Desaster folgte, dass der neue Trainer kein darnieder liegendes Team vorfindet, sondern eine Mannschaft, die wiederholt auch nach Rückständen punkten kann, die nur irgendwann das Siegen beginnen muss und dabei am besten auch irgendwann einmal wieder zu Null spielen sollte. Das heißt nicht, dass der FCN dieser Tage einen schlafenden Riesen darstellt, der mit dem richtigen Übungsleiter die Weltherrschaft übernehmen könnte. Er ist nur nicht der ausgeknockte Zwerg, für den ihn viele nach dem Hamburg-Spiel hielten.