Eiskalt – 1. FC Heidenheim – 1. FC Nürnberg 0:3 (0:1)
Wäre der Club in diesen Tagen eine einzelne Person, es würde einem bei der Begegnung womöglich ein leichtes Frösteln durchziehen. Momentan ist niemand so eiskalt wie der FCN. Auch im letzten Spiel des Kalenderjahres 2015 in Heidenheim war der Club wieder enorm effizient vor dem gegnerischen Tor und ließ den Gastgebern in der Endabrechnung keine Chance. Effizienz und Eiseskälte, die sich niederschlagen: Neun Ligaspiele ungeschlagen, fünf Siege in Folge. Von Rang Zehn ist der FCN geklettert und beendet das Jahr auf Rang Drei, dem besten Tabellenplatz seit dem Abstieg 2014.
Eine Platzierung, die sich der Club neben der Effizienz im Torabschluss vor allem durch aufopferungsvollen Kampf erarbeitet hat. Die Müdigkeit der Spieler war in Heidenheim greifbar, die Strapazen der letzten Wochen sichtbar, der Verschleiß der kraftaufreibenden vergangenen beiden Spiele gegen Freiburg und Hertha spürbar. Dennoch gingen alle Club-Spieler wieder die gewohnt weiten Wege, warfen sich unerschrocken und erfolgreich in Zweikämpfe. Der Schlüssel zum Erfolg der letzten Wochen liegt eben auch darin, dass der Club endlich verstanden hat, wie Zweitligafußball funktioniert.
Er funktioniert so wie ihn die Innenverteidiger Margreitter und Bulthuis seit Wochen spielen. Nicht filigran, aber kompromisslos. Auch gegen Heidenheim hätte man sich als Fußballästhet sicher den ein oder anderen kontrollierteren Pass der beiden zentralen Verteidiger gewünscht. Doch die Zweite Liga ist eben nicht zwingend der Ort für filigrane Außenristpässe in den Lauf des Außenverteidigers, sondern eher die Bühne für den geknüppelten Befreiungsschlag. Nicht umsonst gegen die ungeschlagene Serie auch damit einher, dass sich mit Bulthuis und Margreitter ein Innenverteidiger-Duo gefunden hat. Ein Duo, das eben nicht immer schön, aber stets kompromisslos agiert.
Zusammenhängen dürfte die Serie aber auch mit einem anderen Duo. Jenen zwei Akteuren, die vor der Innenverteidigung agieren: Patrick Erras und Hanno Behrens. Letzterer durfte sich gegen Heidenheim bereits zum vierten Mal in die Torschützenliste eintragen, nachdem er einen eklatanten Fehler der Gastgeber eiskalt ausnutzte. Ersterer hingegen stand bei diesem Tor gar nicht mehr auf dem Feld. Dass er von seiner Verletzung aus dem Freiburg-Spiel und den kräftezehrenden letzten Wochen müde geworden war, merkte nicht nur René Weiler, sondern jeder Zuschauer. Dennoch ist erstaunlich wie schnell der 20-Jährige sich in die Stammelf gespielt hat und aus dieser nicht mehr wegzudenken ist. Es ist kein Zufall, dass der FCN mit Patrick Erras auf dem Feld noch nie ein Spiel verloren hat.
Die Schlagzeilen dürfte der Youngster in den nächsten Wochen dennoch wohl nur beherrschen, wenn er sich dazu entschließt, seinen auslaufenden Vertrag zu verlängern oder bekannt gibt, genau dies nicht zu tun. Ansonsten dürften in der Winterpause vor allem die beiden Torschützen vom Samstag, die nicht Hanno Behrens heißen, die Schlagzeilen bestimmen. Sowohl bei Guido Burgstaller, der per Abstauber nach wunderschönem Füllkrug-Freistoß das 1:0 erzielte, als auch bei Alessandro Schöpf, der das 2:0 nach gekonnter Brecko-Flanke machte, gibt es Gerüchte über Angebote aus der Ersten Liga. Auch wenn am Ende keiner der Beiden gehen sollte, so werden die nächsten Wochen doch immer wieder mit einem bangen Blick in Richtung Transfermarkt verbunden sein.
Schließlich hat das Spiel in Heidenheim vor allem eins gezeigt: Die Mannschaft hat sich gefunden, sie harmoniert gerade in der gefundenen Stammformation hervorragend. Das ist keine Garantie für eine erfolgreiche Rest-Rückrunde, es ist aber ein starkes Fundament. Ein Fundament, das hoffentlich im Winter keine Risse bekommt.