Fehler bei allen Beteiligten – TSG Hoffenheim – 1. FC Nürnberg 2:2 (1:0)
Wo Menschen sind, passieren Fehler. Als Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer nach Abpfiff diese Worte spricht, bezieht er sich allein auf seinen Fehler in der 45. Minute, er hätte damit aber auch eine Überschrift für das ganze Spiel finden können. Fehlerfrei war an diesem 1. Spieltag nämlich kein Akteur auf dem Platz und da alle am Ende ungefähr gleich viele Fehler machten, stand es am Ende 2:2. Für den FCN war dieses Ergebnis in der Summe glücklich, denn der Aufreger des Spiels fiel zu Gunsten des Clubs aus. Mit dem Halbzeitpfiff übersahen Kinhöfer und sein Assistent, dass die Gastgeber ein reguläres Tor erzielt hatten und hauchten dem FCN so etwas wie Überlebenschancen ein.
Verdient wäre jenes vermeintliche 2:0 zur Pause durch Volland allemal gewesen, da der FCN sich ab der 15. Minute im kollektiven Wachkoma befand. Nach vorne wurde mit langen Bällen gearbeitet, welche die potentiell kreative Mittefeldreihe mit Mak, Kiyotake und Gebhart komplett aus dem Spiel nahm. Nach hinten war die Organisation so lückenhaft, dass sich immer ein Abwehrspieler fand, der zu tief stand und den Hoffenheimern so Räume bot, den Ball in den Rücken der Abwehr zu spielen, ohne dass der Angreifer in vorderster Front im Abseits stand. So kam Hoffenheim über Volland und Modeste zu hervorragenden Gelgenheiten, machte aber den Fehler diese Gelegeneheiten nicht zu nutzen.
Als Wiesinger/Reutershahn dann nach der Pause das offensive Mittelfeld zu zwei Dritteln austauschte, indem Frantz und Drmic für Mak und Gebhart kamen, änderte sich das Spiel des FCN. Selbst ein individueller Fehler von Javier Pinola, der Hoffenheims 2:0 begünstigte, konnte diese Entwicklung bremsen. Ganze sechs Minuten nach dem 2:0 stand es 2:2 und beide Joker hatten ihre Torbeteiligung. Frantz erzielte das 2:1 nach präziser Flanke von Markus Feulner selbst. Drmic legte das 2:2 Daniel Ginczek mit genauem Zuspiel auf und hätte in der Nachspielzeit zum Helden werden können, doch legte er bei der letzten Aktion des Spiels lieber uneigennützig quer, statt selbst den Abschluss zu suchen. Womöglich wäre ein gelernter Stürmer anders gelaufen als der gelernte Innenverteidiger Berkay, so jedenfalls verpufft Drmic‘ Pass und Kinhöfer Pfeife beendete das Spiel.
Zwischen jener Aktion und dem 2:2 lagen dreißig eher ereignisarme Minuten, in denen allein die Hoffenheimer zu zwei Gelegenheiten kamen – der engagierte aber unglückliche Volland traf den Pfosten, der eher unauffällige Elyounoussi schoss über das Tor – das Spiel aber insgesamt vor den Toren verflachte. Stattdessen stand der Körpereinsatz im Vordergrund: Balitsch, Feulner, Pogatetz sowie der Hoffenheimer Polanski sahen in dieser Phase Gelb, im restlichen Spiel zückte Kinhöfer nur gegen Niklas Stark die Verwarnungskarte. Diese Karte und einen Fehlpass kann man dem 18-Jährigen ankreiden, der ansonsten hervorragend ins Spiel fand und erneut bewies, dass er Bundesligaformat hat.
Er war in die Mannschaft gerückt, da das Trainerteam Timothy Chandler nach seinem desaströsen Pokalauftritt in Sandhausen von der Rechtsverteidigerposition entfernt hatte. Markus Feulner, der Chandler vertrat machte seine Sache mehr als ordentlich, bereitete ein Tor vor und ließ über seine Seite weitaus weniger Chancen zu als sein Gegenpart Pinola. Der Argentinier wirkte erneut indisponiert und dürfte sich nur wenige solche Auftritte leisten können, bevor Marvin Plattenhardt seinen Job angetragen bekommt.
Seinen Job sicher haben dürfte Daniel Ginczek. Der 22-Jährige zeigte, dass sich mannschaftsdienliches Spiel und Torgefahr nicht ausschließen müssen. Seine Schnelligkeit und Dynamik dürften noch für einige Highlights in den kommenden Spielen sorgen. Highlights wie das 2:2 oder auch sein Durchtanken gegen zwei Hoffenheimer, das zur ersten Club-Chance des Jahres führte.
Insgesamt kann das 2:2 trotz des eklatanten Schiedsrichterfehlers, der wie eine dunkle Wolke über dem Spiel hängt, irgendwie als leistungsgerecht angesehen werden. Hoffenheim hatte womöglich leichte Vorteile, wusste mit diesen aber vor dem Tor zu wenig anzufangen und benötigte für ihr 1:0 eine Standardsituation. Der FCN dagegen erzielte beide Tore aus dem Spiel und steigerte sich nach dem Seitenwechsel so erheblich, dass der Punkt zumindest nicht unverdient, wenn auch natürlich glücklich war und auch mit Hilfe von Fehlern zustande kam.