Friday I’m in love – 1. FC Nürnberg – SC Paderborn 2:1 (1:0)
Der Stadion-DJ wusste es schon in der Pause. Da erklang kurz vor Wiederanpfiff der Song „Friday I’m in love“ der New Waver von „The Cure“. Das war nicht nur passend, weil die Beschreibung ihres Frontmanns Robert Smith als „ungekämmtes Aushängeschild von Verberden und Schwermut“ durchaus auch für den typischen Clubfan gelten könnte, sondern weil genau jener Clubfan an diesem Freitag tatsächlich ein wenig verliebt sein könnte. Verliebt in eine Mannschaft, die zumindest über Nacht auf dem Relegationsplatz steht. Sie steht dort, weil sie die dritte reife Leistung in Folge brachte.
Reif, weil sie sich nicht vom Spiel der Paderborner, das sehr auf schnelles Umschalten und individuelles Tempo setzte, überrumpeln ließen. Natürlich kamen die Paderborner zu einigen Halbchancen und auch spät im Spiel zu einem Tor. Insgesamt war die Defensive aber gerade im Zentrum einmal mehr sehr geordnet. Die wenige Gelegenheiten des SCP ergaben sich vor allem auch den Geschwindigkeitsdefiziten der Nürnberger Außenverteidiger. Diese erwiesen sich aber nicht als spielentscheidend.
Spielentscheidend war dagegen die immense Laufbereitschaft des FCN. Wie schon gegen Braunschweig und St. Pauli lief der Club deutlich mehr als der Gegner. Dies schloss defensiv Lücken und öffnete offensiv Anspielstationen und Passwege. So entstanden beide Tore aus Läufen aus der Tiefe, bei denen die Spieler ordentlich Weg zurückgelegt hatten. Beim ersten Tor wurde Füllkrug noch regelwidrig gestoppt, ehe er im Nachgang das 1:0 per Traumfreisoß erzielen durfte. Beim zweiten konnte Tim Leibold dann niemand aufhalten, er schloss sein Solo mit dem 2:0 ab.
Mit Füllkrug und Leibold trafen auch zwei Akteure, die symbolisch für den Aufschwung des FCN stehen könnten: Laufstark, einsatzfreudig und mit neu gefundener Abschlussstärke. Es war wahrscheinlich der einzige kleine Wermutstropfen, dass die Abschlussstärke nicht in mehr Toren mündete, so dass die Gäste noch einmal ein wenig herankommen konnten. Es war aber durchaus auch ein Zeichen der gesteigerten Fähigkeiten des FCN, dass nach jenem späten Anschlusstor die Ostwestfalen eben zu keiner weiteren Chancen kam und stattdessen der Club beinah per Freistoß noch zum 3:1 kommen konnte.
Der Club entwickelt sich, nicht nur neben dem Platz, wo er dank neuem Ausrüster, Werbung für andere Abteilungen und humanitären Aktionen ein gutes Bild abgibt, sondern erst recht auf dem Platz. Der Sprung auf den Relegationsplatz mag eine Momentaufnahme sein, die schon am Sonntag wieder passé ist. Diese Momentaufnahme ist aber dennoch ein Spiegelbild der letzten Wochen. 13 Punkte, 12:6 Tore, keine Niederlage, so lautet die Bilanz seit dem 11. Spieltag. Alle Werte sprechen eine deutliche Sprache, der Club ist defensiv verbessert, trifft vorne das Tor.
Dass er dabei auch noch immer besser Fußball spielt, kommt als positiver Nebeneffekt dazu. Gerade das Offensivspiel wurde im Laufe der letzten Wochen immer klarer und zielstrebiger, selbst wenn die Tore gegen Paderborn nicht aus den Kombinationen fielen, sondern aus schnellen Balleroberungen, so zeigt auch dies eine Facette des FCN im Herbst 2015: Das aggressive Bearbeiten des Gegners in Ballbesitz macht sich bezahlt.
Man ist auf gutem Wege, selbst wenn dieser Weg am Ende nicht in der Bundesliga endet, macht die Entwicklung insgesamt Hoffnung. Es wäre ganz im Sinne des Soundtracks des Abends: Das Album, auf dem „Friday I’m in love“ veröffentlicht wurde, heißt „Wish“. Und wünschen darf man sich den Aufstieg inzwischen ohne völlig als Träumer dazustehen.