Glück und Können – Arminia Bielefeld – 1. FC Nürnberg 0:4 (0:0)
Es gibt so Spiele, da verliert man und weiß nicht warum. Die kennt man als Fan des FCN. Spiele, die man gewinnt und man weiß nicht warum, sind dagegen eher selten. Am Freitagabend in Bielefeld erlebten die Getreuen des Clubs einen derartigen Sieg. Eine Stunde lang fragte man sich: Wieso liegt der FCN nicht längst zurück? Eine halbe Stunde später fragte man sich: Wieso liegt der FCN mit vier Toren vorne? Die Antwort ist gar nicht so einfach zu finden. Sie hat ein wenig mit Glück und durchaus einiges mit Können zu tun.
Glück, dass den Bielefeldern vor dem Tor die Nerven versagten; Können, das Patrick Rakovsky zeigte, als er mehrfach glänzend parierte. Glück, dass der Schiedsrichter das Schieben von Bielefelds Hornig als Notenbremse sah; Können, das Niclas Füllkrug sowohl vom Punkt aus als auch in der Entstehung der Elfmeterszene zeigte. Glück, dass Bielefeld im Spielaufbau nach einer Stunde begann Fehler zu machen; Können, das die Clubspieler zeigte, als sie diese Fehler ein ums andere Mal auszunutzen wussten.
Natürlich war der Knackpunkt des Spiels die 64. Minute als der Club einen Elfmeter zugesprochen bekam. Der FCN war zu diesem Zeitpunkt zwar schon in Führung, aber es war fast die erste geglückte Offensivaktion im Spiel gewesen und Bielefeld war noch in Reichweite gewesen. Doch mit dem Elfmeter gingen ein Platzverweis und das 2:0 einher, damit war das Spiel gelaufen, die späten Tor zum 3:0 durch Burgstaller und 4:0 durch Behrens waren nur mehr – um eine verbotene Wendung zu benutzen – der Schnaps oben drauf.
Bis zum 1:0 hatte der Club sich extrem gemüht, im Vorwärtsspiel ging fast gar nichts zusammen, einige versprengte Angriffe über die rechte Seite in Form von Brecko und Kerk waren das einzige, was zu Buche stand. Nichts davon war wirklich gefährlich. Die Bielefelder hatten dagegen einige gute Gelegenheiten, ließen die aber in einer Mischung von eigenem Unvermögen (Nöthe) und Rakovskys Vermögen (auch Nöthe) liegen. Gerade für den 22-Jährigen könnte das Spiel eine Art Befreiung gewesen sein. Souverän und lautstark präsentierte er sich, machte so viele Gelegenheiten der Bielefelder zunichte, dass man über einen Wackler nach einer Ecke sogar hinweg sehen kann.
Auffällig war, dass viele der Bielefelder Gelegenheiten wieder einmal über die linke Abwehrseite des FCN entstanden waren. Laszlo Sepsi stand oft falsch und Dave Bulthuis war in seinen Aktionen beschränkt, da er früh mit Gelb vorbelastet war. Die Karte hat auch zur Folge, dass der Niederländer gegen Leipzig am kommenden Sonntag zuschauen muss. In Bielefeld sah Bulthuis auch ab und an zu, allerdings den Bielefeldern, gegen die er nur selten in die Zweikämpfe kam. Insgesamt hatte die Clubdefensive in der ersten Stunde immer wieder leichte Probleme, doch die letzte Konsequenz fehlte den Gastgebern dann eben doch.
Konsequenz, die der Club vor dem Tor eindeutig hat. Das 1:0 entstand aus einer gekonnten Balleroberung von Patrick Erras, gekonnter Weiterleitung von Guido Burgstaller und eiskaltem Abschluss von Sebastian Kerk und auch die Tore Drei und Vier waren schnellen Balleroberungen und effizientem Abschluss geschuldet. So gesehen, war der Club möglicherweise doch nicht die schlechtere Mannschaft an diesem Abend. Fußball wird vor dem Tor entschieden und da war der FCN die eindeutig bessere, weil abgeklärtere und effizientere Mannschaft.
Effizienter auch, weil man am Ende noch Kraftreserven hatte, die dem Gegner – wieder einmal – fehlten. Die Treffer 23, 24, 25 und 26 in der letzten halben Stunde und 14 und 15 in der letzten Viertelstunde bewiesen eindrucksvoll, wie viele Kraftreserven der FCN in diesen Wochen abrufen kann. Reserven, die in den folgenden acht Spielen benötigt werden, wenn man einen Angriff auf die direkten Aufstiegsränge erfolgreich fahren will. Reserven, die den Relegationsrang erfolgreich abzusichern scheinen.