Gut gemeint – 1. FC Nürnberg – FC Bayern München 0:1 (0:0)
Das Gegenteil von „gut gemacht“, so der Volksmund, ist „gut gemeint“. Beim FCN war nun zum zweiten Mal binnen sieben Tagen „gutes Spiel“ das Gegenteil von „gutes Ergebnis“. Wie schon gegen Stuttgart vor Wochenfrist spielte der Glubb auch gegen Bayern ansehnlich, hielt gegen einen tabellarisch weitaus besser gestellten Gegner mit und hätte bei besserer Chancenverwertung punkten können. Da jedoch vorne erneut die Null stand reichte den Gästen aus München ein einziger Lapsus in der Club-Verteidigung zum Sieg.
Auch wenn die Chancenanzahl in diesem Spiel lang nicht so reichlich war wie am vergangenen Sonntag, so fehlte auch im Derby gegen die Landeshauptstädter das Glück vor dem Tor. Egal ob Wollscheids Kopfball nach einer Ecke in der Anfangsphase, Cohens Freistoß der von Neuer an die Latte gelenkt wurde und von dort unglücklich zurück ins Feld sprang oder Wollscheids Kopfball in der Nachspielzeit, der am ausgerutschten Neuer aber auch am Tor vorging, das Glück war dem FCN wahrlich nicht hold.
Doch allein diese Auswahl zeigt das alte, inzwischen schon fast traditionelle, Problem gegen den FC Bayern wieder sein hässliches Haupt zeigte: Die Spieleröffnung, die Kreativität, das Passspiel. Zu ungenau, zu hektisch, zu fahrig. Kein einziger Angriff zeugte von ordentlichem Spielaufbau, von kontrolliertem Ballverteilen, von einer offensiven Strategie. Selbstverständlich ist dies gegen eine Mannschaft von Kaliber Bayern München nicht einfach, zumindest einige Male sollte man aber auch gegen diese spielerisches Potential zeigen.
Schafft man das in den kommenden Spielen nicht, dann bestünde die Hoffnung mehr oder minder darin sich irgendwie mit einigen ermauerten 0:0 ins Ziel zu schleppen und auf die Unfähigkeit in Berlin und Köln zu bauen. Den Realismus der Hoffnung auf gegentorlose Spiele stellt das Spiel vom Samstagnachmittag jedoch auch in Frage. Trotz über weite Strecken guter Defensivleistung reichte – auch dies wie schon in Stuttgart – ein Blackout, eine Unachtsamkeit zum Gegentor und damit dazu alle konzentrierte Arbeit zunichte zu machen.
Da half es nichts, dass die Außenverteidiger dadurch, dass sie höher als sonst standen, den Druck auf Robben und Pranjic aufrecht erhielten; da half es nichts, dass die Innenverteidiger vieles mit Wucht und Kraft klären konnten; da half es auch nichts, dass Raphael Schäfer sich zweimal im Eins-gegen-Eins auszeichnen durfte. Am Ende stand eben doch das Gegentor, das in seiner Entstehung fast etwas Unausweichliches hatte. Vom fatalen Fehlpass von Maroh zu Kroos, über den Abpraller nach Schäfers Parade gegen Ribery, zum Volleyschuss von Robben schien stets klar: Jetzt fällt das Tor. Tat es dann auch.
Die größte Enttäuschung folgte eigentlich aber erst nach dem Gegentor. Das große Aufbäumen nach einem Rückstand, das die Mannschaft noch vor wenigen Wochen in Mainz ausgezeichnet hatte, fiel aus. Teilweise lag dies natürlich an der Stärke des Gegners, teilweise aber auch an der fehlenden ordnenden Hand im Mittelfeld. Ein Problem, das mit der Herausnahme von Daniel Didavi noch größer wurde, auch wenn der Stuttgarter Leihspieler zuvor keineswegs der Denker und Lenker im Spiel war.
Erst in den letzten fünf Minuten des Spiels entwickelte der FCN dann auch mit Unterstützung des einsetzenden Regens etwas mehr Zug zum Tor, doch am Ende war es offensiv eben doch zu wenig, auch weil das Fehlen von Alexander Essweins Schnelligkeit und Explosivität sich bemerkbar machte. Einen zweiten mit derart ausgeprägten Fähigkeiten in Sachen Tempo und Ballbehandlung hat der FCN nicht im Kader, es steht zu hoffen, dass die nächsten vier Spiele ohne ihn dennoch irgendwie positiv zu Ende gebracht werden.
Nicht nur in diesen Spielen, sondern auch in den restlichen der Saison und einigen der nächsten, wird Adam Hlousek fehlen, der sich am Samstag das Kreuzband gerissen hatte. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn Robert Mak die Chance Hlousek zu ersetzen, die ihm Hecking am Samstag geboten hatte, genutzt hätte. So aber zeigte der Slowake zu wenig taktisches Verständnis und zu viel Ballverliebtheit.
Nun dürfte in Freiburg eher Jens Hegeler ins Team rutschen; die zweite sichere Änderung neben Per Nilsson, der wohl den gesperrten Philipp Wollscheid ersetzen wird. So viel Wechsel ist nicht unbedingt ein gutes Zeichen für ein Spiel, das eigentlich gewonnen werden muss. Aber vielleicht ist „kein gutes Zeichen“ ja in diesem Fall das Gegenteil von „kein gutes Spiel“.