Im Niemandsland – 1. FC Kaiserslautern – 1. FC Nürnberg 2:1 (2:0)
Eine Standortbestimmung ist für den Normalbürger mit Smartphone inzwischen kein Problem. Dank weltumfassender Positionierungssensorik kann sich jeder genau anzeigen lassen, wo er sich gerade befindet. Um Fußballteams zu positionieren bedarf es keiner Satelliten, keiner Software, es bedarf lediglich einer Tabelle. Wenn also dann der Tabellenachte beim zu Hause ungeschlagenen Tabellendritten antritt, weiß man genau wo und woran man ist. Das Spiel des FCN am Betzenberg machte dabei keine Ausnahme. Es zeigte genau, was und wo der FCN ist: Ein Team aus dem Niemandsland der Zweiten Liga.
Dieses Mittelklasseteam tat sich gegen das offensiv effektive Spitzenteam aus Kaiserslautern äußerst schwer. Das lag zum einen an der größeren Klasse der Spieler, die der Gastgeber aufzubieten hatte, es lag aber auch an der fehlenden Qualität in den eigenen Reihen. Zu sehen war dies exemplarisch am 2:0 der Lauterer. Da trafen offensive Klasse von Löwe und Hoffmann in Sachen Laufwege und Schusstechnik auf fehlende defensive Klasse von Celustka und Rakovsky in Sachen Stellungsspiel und Reaktionsschnelle, so dass die Gastgeber ihre Führung verdoppeln konnten.
Auch konnte der FCK es sich leisten in der zweiten Halbzeit sich zurückzuziehen und auf wenige Nadelstiche zu verlegen; immerhin muss man als Spitzenteam ja Kräfte für weitere Aufgaben sparen. Als Team im Mittelfeld, für das es noch weitere neun Spiele lang um nichts mehr geht, ist dies nicht unbedingt nötig. Der FCN schaffte es eben nicht, diese zunehmende Passivität für sich zu nutzen. Die Mannschaft hatte zwar den Ball, wusste damit aber gar nichts anzufangen. Es fehlte an Präzision im Spiel nach vorne, aber auch an Torgefahr in den wenigen Szenen, in denen der Ball in Richtung Tor der Gastgeber flog. Es war daher auch kein Wunder, dass das Nürnberger 2:1 einem langen Ball entsprang und keinem konzeptionierten Angriff.
Das Spiel diente als perfekte Illustration dessen, was René Weiler unter der Woche mehrfach betont hatte: Der Kader des FCN ist momentan nicht für höhere Ansprüche als einen Mittelfeldplatz in Liga Zwei tauglich. Als ob er diese Tatsache unterstreichen wollte, wechselte der Schweizer in der Schlussphase Dave Bulthuis ein. Jenen Dave Bulthuis, der im Winter schon abgegeben hätte werden sollen. Bulthuis agierte allerdings nicht als Linksverteidiger, sondern in einer Hybridfunktion zwischen offensivem Rammbock, der hohe Bälle erobert, und linkem Mittelfeldspieler.
Dass diese Rolle nicht Maximilian Dittgen, ein Nachwuchsspieler, dessen natürliche Position irgendwo in diesem Bereich liegt, ausfüllen dürfte, macht die Bulthuis-Einwechslung durchaus zu einem vereinspolitischen Statement. Ein klares Statement Weilers in Richtung der Vorgesetzten, dass der Kader sich qualitativ verbessern muss. Ein weiteres Indiz dafür, dass das die von Martin Bader vor dem Spiel getätigte, dass er derjenige im Verein sei, der mit René Weiler am besten zusammenarbeite, möglicherweise nur die einseitige Sicht Baders ist.
Weiler scheint sich bereit zu machen für die kommenden Wochen, die sportlich wohl völlig bedeutungslos sein dürften. Der FCN hat einen Abstand von elf Punkten nach oben und zwölf Punkten nach unten. Er hat seinen Standort endgültig bestimmt, er steckt im Niemandsland der Zweiten Liga fest. Im Ersten Weltkrieg war das Niemandsland das Gebiet zwischen den Schützengräben, zerfurcht von Artillerie, durchzogen von Kratern. Es war das Gebiet, in dem man vom Gegner gesehen wurde und in dem man schnell Opfer der gegnerischen Scharfschützen wurde.