Kampf nicht angenommen – Hamburger SV – 1. FC Nürnberg 2:1 (0:0)
Abstiegskampf, Zweikampf. Die sprachliche Nähe der beiden Begriffe ist keine reine Zufälligkeit. Verliert man in einem Spiel gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf knapp 60% seiner Zweikämpfe, darf man nicht erwarten mit Punkten nach Hause zu fahren. Selbst, wenn es am Ende noch einmal knapp wurde und die Hamburger Tore glücklich waren, die Niederlage des FCN in Hamburg war mehr als verdient. Sie wirft den Club tief zurück in den Abstiegskampf.
Einen Abstiegskampf, den die Mannschaft dann mehr annehmen muss als am Sonntag gegen den HSV. Die Hamburger überrannten ihre Gäste über weite Strecken des Spiels völlig. Die hohe Anzahl der verlorenen Zweikämpfe des FCN lag auch in der Tatsache begründet, dass die Nürnberger oft Zweikämpfe aus dem Stand gegen sich im Lauf befindende Hamburger führen mussten. Das allein zeigt schon, wo im Spiel die Bewegung steckte. Nach den ersten zwanzig Minuten spielte einzig und allein der HSV.
Der Club hatte zwar den Ball öfter, doch dieser Ballbesitz stellte sich meistens so dar, dass er in der eigenen Hälfte, ja im eigenen Strafraum stattfand. Nicht umsonst war die mit Abstand häufigste Passkombination des Tages die zwischen den beiden Innenverteidigern. Knapp 10% der angekommenen Nürnberger Pässe wurden zwischen Petrak und Pinola gespielt, fügt man zu den beiden noch Torwart Raphael Schäfer hinzu, ist man bei fast 20%. Wenn jeder fünfte erfolgreiche Pass im Dreieck Innenverteidiger-Torwart-Innenverteidiger gespielt wird, kann man kaum von qualitativem Ballbesitz sprechen.
Den hatte im Gegenteil der HSV. Auch deshalb konnten die Gastgeber 26-mal aufs Nürnberger Tor schießen. Dass sie nicht öfter das Netz fanden, lag einmal mehr an einem herausragenden Raphael Schäfer, der eigentlich nur von Mike Frantz überwunden werden konnte. Der Saarländer fälschte erst Calhanoglus Schuss zum 1:0 ab, klärte dann eine Hereingabe in bester Stürmermanier ins eigene Netz und so waren die Hamburger Tore zwar glücklich, der Sieg aber nicht. Denn über weite Strecken des Spiels war der HSV viel gefährlicher.
Natürlich könnte man nun ins Feld führen, dass der Club seinen 22. Aluminiumtreffer hatte, dass Campaña in der Nachspielzeit seinen Freistoß fast zum 2:2 versenkte und dass die nachfolgende Ecke nicht mehr ausgeführt wurde. Es würde aber verkennen, dass der FCN einfach die klar schwächere Mannschaft war. Das lag auch daran, dass der Spielaufbau wieder deutlich schwächer als in der Vorwoche war, dass dem FCN viele leichte Abspielfehler unterliefen, dass der HSV mehr Tempo und mehr Leidenschaft ins Spiel mitbrachte. Der FCN verlor verdient, jede andere Formulierung wäre Augenwischerei.
Mit dieser Niederlage rutscht der FCN auch wieder tief in den Abstiegskampf, den er zu vermeiden versuchte. Um dort zu bestehen, muss er anders auftreten als in Hamburg. Mehr offensive Passgenauigkeit, mehr Zweikampfpräsenz, weniger Risikobereitschaft im Aufbau, weniger Rück- und Querpässe. Es war nach der Hinrunde klar, dass der Abstiegskampf lang und zäh würde, die vier Siege zu Beginn der Rückrunde hatten die Hoffnung auf einen ruhigen Frühling genährt, diese sind nun zerstoben.
Es muss in alle Köpfe hinein, dass die nächsten neun Spiele eine Achterbahnfahrt mit ungewissem Ende sein werden, kein Triumphmarsch auf Grund überlegener Spielanlage. Es wird ein Kampf, den man annehmen muss.