Kein Unterschied – 1. FC Nürnberg – VfL Borussia Mönchengladbach 1:0 (0:0)
Tritt der Tabellendritte beim Tabellenzehnten an, dann erwartet man eigentlich, dass ein Unterschied erkennbar ist zwischen Spitzenteam und Mittelfeldmannschaft, zwischen Champions League und Bundesliga, zwischen Hanke und Hegeler. Am Sonntagnachmittag im Max-Morlock-Stadion war nur eins zu erkennen: Kein Unterschied. Über weite Strecken begegneten sich beide Mannschaften auf Augenhöhe und am Ende gewann die Mannschaft, die den Sieg etwas mehr wollte, die sich nicht mit dem Remis zufrieden gab: Der FCN.
Für den Gelegenheitsfan war dieser Erfolg des Glubb sicher nicht das Erbaulichste, zu sehr war das Spiel von der Taktik geprägt, zu wenig spielte sich die Partie vor den Toren von Raphael Schäfer und Marc-André ter Stegen ab. Hinter dieser oberflächlichen Analyse jedoch steckt eine nicht zu vernachläassigende Tatsache: Der 1. FC Nürnberg lieferte gegen Gladbach eine taktische Meisterleistung ab. Konzentriert, diszipliniert und organisiert stellten die Gastgeber die Borussia vor ein unlösbares Rätsel: Wie sollen wir diesen Abwehrriegel nur knacken?
Eine Antwort fand sie über 90 Minuten nicht, zwar gab es einige Halbchancen (Reus, Hanke) und eine hundertprozentige Gelegenheit (Arango), doch in allen Fällen fanden die Gladbacher in Schäfer ihren Meister. Ansonsten wussten die Gäste kaum etwas mit dem Ball anzufangen, den die Nürnberger ihnen nur zu gern überließen. Deutlich wird dies auch an der Tatsache, dass lediglich 11 der 663 Pässe, die von den Gladbachern gespielt wurden, im den letzten sechzehn Metern des Spielfelds gespielt wurden. Der FCN kam auch nur zehn Pässe in diesem Feld, spielte allerdings im ganzen Spiel auch nur 273.
Einer dieser zehn Pässe war jedoch der entscheidende – was wieder einmal zeigt, dass Statistiken viel, aber eben nicht alles erklären können. Dieser Pass wurde in der 87. Minute gespielt, als sich die meisten im Stadion schon mit dem torlosen Remis zufrieden gegeben hatte. Der Ausführende war der erneut auffälligste Akteur des FCN: Alexander Esswein. Bedient von Philipp Wollscheid, der sich den Ball stark gegen Arango erkämpf hatte, setzte sich der 21-Jährige auf der rechten Außenbahn durch legte den Ball dann auf Höhe des Fünfmeterraums in die Mitte zurück, von wo aus Albert Bunjaku den Ball unter die Latte hämmerte.
Das Tor war der krönende Abschluss einer beherzten halben Stunde des FCN, in die nicht nur mehr als die Hälfte der Torschüsse des FCN fiel, sondern in welcher der Glubb auch 60 Prozent seiner Zweikämpfe gewann (in der Stunde zuvor waren es lediglich 45%). Es wirkte ein wenig so als hätte die Mannschaft bemerkt, dass eben doch kein großer Unterschied zwischen ihnen und den Gladbachern bestand und dass die Chance den Klassenerhalt mehr oder weniger zu besiegeln plötzlich doch vorhanden war. Doch im Gegensatz zu anderen Phasen in der Saison lähmte diese Erkenntnis nicht, sondern sie beflügelte und sorgte so dafür, dass am Ende drei Punkte mehr auf dem Konto des FCN landeten.
Mit den drei Punkten einher geht die Erkenntnis, dass sich in der frühen Rückrunde eine Mannschaft gefunden hat, die so nicht nur sicher die Klasse halten kann, sondern die auch besser platzierte Mannschaften (Bremen, Gladbach) vor gehörige Probleme stellen kann, da sie mit ihrer konsequenten Abwehrarbeit und ihrem kompakten Stehen Fragen aufwirft, die nur eine spielerisch klar bessere Mannschaft (Dortmund) problemlos lösen kann. Die Verantwortlichkeit dafür liegt eindeutig beim Trainer, der Automatismen geformt hat, die dies ermöglichen. Eine Tatsache, die an dieser Stelle, an der auch oft Kritik am Trainer geübt worden ist, durchaus erwähnt werden soll.
Es ergibt sich also nun die Möglichkeit, wie im Vorjahr als man sogar noch vier Punkte mehr hatte zu diesem Zeitpunkt, frühzeitig die Grundlagen für die nächste Saison als Erstligist zu legen. Dass man sich damit beschäftigt, zeigte sich unter der Woche bereits mit dem heftigen Dementi in Sachen Stefan Aigner. Werden die Weichen nun richtig gestellt, besteht womöglich auch in der kommenden Spielzeit wie an diesem Nachmittag kein Unterschied zwischen dem Glubb und dem Dritten der Liga.