Klassenziel erreicht – 1. FC Nürnberg – Bayer Leverkusen 0:2 (0:1)
Es wäre ein Einfaches das Schreiben der Spielberichte spätestens an dieser Stelle einzustellen: Die Saison ist nun auch rechnerisch vorbei; in beide Richtungen ist seit Samstagnachmittag Träumern wie Untergangspropheten die Nahrung entzogen; das Saisonziel Klassenerhalt ist erreicht. Erreicht zwar im Stile eines rotzigen Neuntklässlers, der nach lauter Dreiern im gesamten Schuljahr nichts mehr für die letzte Schulaufgabe lernt und die Sechs in Kauf nimmt, aber nichtsdestotrotz erreicht. Doch wie der Schüler, der mit seiner Weigerung zu lernen außer Acht lässt, dass er das Wissen im kommenden Jahr braucht, zeigt das 0:2 gegen Leverkusen auch auf, dass für den FCN ohne Veränderungen ein erneutes Erreichen des Klassenziels in Gefahr sein könnte.
Besonders deutlich wurde dies einmal mehr in den Personen und Leistungen von Robert Mak und Mike Frantz, die beiden offensiven Außen überboten sich an Harmlosigkeit und taktischer Limitiertheit. Während der eine mit dem Kopf durch die Wand dribbeln wollte und dabei seinen Meister entweder in Leverkusener Abwehrbeinen oder den Auslinien fand, war der andere nicht in der Lage seine Hereingaben so anzupassen, dass sie auch ein Stürmer wie Alexander Esswein verwerten könnte. Dass die beiden sich im Training gegen den Rest der potentiellen Mittelfeldaußen durchsetzen konnten, scheint Bände für die Qualität des Kaders auf diesen Positionen zu sprechen.
Ähnliches gilt auch für die beiden Positionen hinter den offensiven Außen, hier liefern sich Plattenhardt/Pinola und Chandler/Balitsch bereits seit Wochen ein Schneckenrennen darum, wer weniger überfordert mit der Aufgabe des Außenverteidigers wirkt. Leverkusen wusste die Schwäche des Clubs in diesem Bereich ein ums andere mal wirkungsvoll auszunutzen und kam wiederholt schnell und aggressiv über die Flügel zu Gelegenheiten. An diesen Stellen, so zeigte nicht nur das Spiel am Samstag, sondern die gesamte Saison, besteht für 2013/14 der dringendste Handlungsbedarf.
Die fünfte Stelle, an der gearbeitet werden muss, ist die Stelle, die seit dem Abgang von Julian Schieber nicht mehr adäquat besetzt werden konnte. Gegen Leverkusen versuchte sich Alexander Esswein in der Rolle der einzige Spitze, er ging nicht nur auf Grund der fehlenden Ballversorgung baden, sondern auch, weil sich seine laufintensive, aus der Tiefe operierende Spielweise nicht wirklich gewinnbringend in das 4-2-3-1 in Club-Auslegung einbauen lässt. Der Plan die fehlende Antrittsschnelligkeit Philipp Wollscheids in der Leverkusener Verteidigung mit einer Aufstellung Essweins zu attackieren ging jedenfalls aus den erwähnten systemischen Gründen nicht auf.
Gegen Leverkusen kam noch ein anderer Grund hinzu, der sich sobald es wieder um das Erreichen eines Ziels geht, hoffentlich erledigt hat. Es fehlte den Spielern die nötige Anspannung, zwei derartig unnötige Elfmeter gegen sich gepfiffen zu bekommen, spricht für fehlende Konzentration. Gleiches gilt für die etwas unsauberen Zuspiele, die zwar meistens ankamen – die Fehlpassquote lag wie im Hinspiel bei erstaunlich niedrigen 16% – aber zusätzliche Verarbeitungszeit benötigten und somit viele Angriffe im Keim erstickten.
All diese doch eher niederschmetternden Eindrücke sollen nun nicht derart ausgelegt werden, dass ein Untergang in der kommenden Saison vorprogrammiert ist. Dafür ist es drei Monate vor Beginn der Saison noch viel zu früh. Es ist mit Sicherheit auch so, dass die Mannschaft weder so gut ist, wie sie sich nach neun Spielen ohne Niederlage angefühlt hat, noch so schwach ist, wie sie sich jetzt nach vier Pleiten in Folge anfühlt. Dennoch ist von allen Verantwortlichen nun Gespür dafür verlangt, wie mit der Situation und den Mängeln umgegangen werden muss. Beginnen kann man damit bereits in den letzten beiden Saisonspielen der noch laufenden Saison.