Knacknuss geknackt – 1. FC Nürnberg – FC Ingolstadt 04 2:1 (2:0)

Knacknuss geknackt – 1. FC Nürnberg – FC Ingolstadt 04 2:1 (2:0)

Der Tabellenführer sei eine richtige „Knacknuss“ meinte René Weiler vor dem Spiel. Der neue Cheftrainer des FCN stellte damit nicht nur sein Schweizer Idiom zur Schau, sondern auch sein Bewusstsein, ob der schwierigen Aufgabe. Der Gast aus Oberbayern hatte seit April kein Ligaspiel mehr verloren, auswärts sogar seit September 2013 nicht mehr und auf fremdem Platz in dieser Saison erst zwei Gegentore kassiert. Nach Abpfiff hatte der FCN all diese Serien gestoppt und auch dank der Ideen von René Weiler die Knacknuss geknackt.

Eine dieser Ideen war im Spiel nach vorne auf Patrick Rakovsky zu bauen, um so schnell in die Spitze zu gelangen und die eher behäbigen Ingolstädter Innenverteidiger unter Druck zu setzen. Dies gelang beim 2:0 durch Jakub Sylvestr so gut, dass der Torhüter sich sogar einen Assist gutschreiben kann. Der Schlussmann hatte eine Ecke abgefangen und sofort steil in den Lauf des slowakischen Stürmers gespielt. Sylvestr hatte daraufhin den Ball mit exzellenter Technik gekonnt aus der Luft mitgenommen und sich gleichzeitig auch noch vorgelegt. Damit überraschte er die beiden Verteidiger, die ihn bewachten, und – wie er nach dem Spiel zugab – auch sich selbst. Doch der 25-Jährige lief trotz seiner Überraschung weiter, umkurvte den Ingolstädter Torwart und schob zum 2:0 ein. In knapp 8 Sekunden war aus einer abgefangenen Ecke für Ingolstadt ein Tor für Nürnberg entstanden.

Doch nicht nur am zweiten Tor war Patrick Rakovsky beteiligt. Schon das erste hatte er mit einem weiten Pass auf den Kopf von Niclas Füllkrug eingeleitet, von dort aus war der Ball zu Alessandro Schöpf gelangt, der auf Robert Koch zurücklegte. Dieser spielte zu Sylvestr auf den Flügel, lief dann so in die Mitte, dass er bei Sylvestrs zweitem Flankenversuch – der erste war noch von Roger geblockt worden – völlig ungedeckt am Fünfmeterraum stand und köpfte ins lange Eck ein. Wie der Beschreibung zu entnehmen ist, fand – nicht nur an dieser Stelle – planvolles Offensivspiel statt. Der Ball sollte meist über Füllkrugs Kopfballstärke in der Offensive weitergeleitet und dann zügig über die Flügel nach innen gebracht werden. Das gelang beileibe nicht immer und scheiterte auf rechts auch an einem schwachen Daniel Candeias, doch von Spielanlage und –idee her, wirkte die Mannschaft wesentlich gefestigter im Offensivspiel als noch vor zwei Wochen.

Gefestigter als in Sandhausen war auch die Defensive, obwohl sie erneut durch einen Platzverweis knapp 30 Minuten vor Spielende geschwächt wurde. Bis zu diesem Platzverweis hatte das Stellungsspiel und das konsequente Verschieben der Defensive quasi keine Ingolstädter Torgelegenheit zugelassen, das neue Innenverteidigerduo Mössmer/Hovland stand sicher und konnte dankt Mössmers Schnelligkeit und Hovlands Antizipation fast alle Chancen des Gegners verhindern. Erst nachdem Javier Pinola Opfer einer in der Essenz zu harten Entscheidung des schwachen, weil linienlosen, Peter Sippel wurde, begann die Abwehr zu wackeln. Das lag auch daran, dass nun Manuel Bihr auf links verteidigen musste. Der 21-Jährige stand oft zu weit weg vom Mann, ließ sich zu schnell überlaufen.

Auch insgesamt blickte nach der Roten Karte der alte FCN Ismael’scher Prägung schon noch hervor, die einhundertprozentige Überzeugung, das Spiel über die Runden zu bringen war den Spielern nämlich nicht anzumerken, stattdessen machte sich wieder Verunsicherung breit, die klare Linie ging verloren. Dass am Ende doch der Sieg zu bejubeln war, war dann wiederum Patrick Rakovsky geschuldet, der einige Chancen der Gäste mit schönen Paraden zu verhindern wusste. Rakovsky bewies damit, dass René Weiler im zu Recht das Vertrauen geschenkt hatte, doch nicht nur Weiler, sondern auch Rakovsky selbst dürften sich damit bestärkt fühlen.

Es ist mit diesem Sieg zum Einstand mit Sicherheit nicht alles gut in Nürnberg; es sind nicht alle Probleme behoben. Im nächsten Spiel in Braunschweig tauchen mit zwei gesperrten Abwehrspielern vielmehr sogar neue Probleme auf. Das weiß auch René Weiler, der am Ende auch betonte, er wolle „den Abend nicht vor dem Tag loben“; geknackte Knacknuss hin oder her.

alt

2. Fußball-Bundesliga – Spieltag 13.: 1. FC Nürnberg – FC Ingolstadt – 2-1