Kompakter Erfolg – 1. FC Nürnberg – Borussia Dortmund 1:1 (1:1)
Der ein oder andere Nürnberger mag am Ende das Max-Morlock-Stadion sogar mit gemischten Gefühlen verlassen haben. Was wenn Mak nicht über das Tor geschossen hätte? Was wenn Balitsch es besser gemacht hätte? Was wenn Polter schneller mit dem Ball am Fuß wäre? Jedes Spiel liefert derartige Momente; Spiele gegen große Gegner weniger davon, diese brennen sich dann jedoch deutlicher ins Hirn ein. Dies gilt auch für das Spiel des FCN gegen den amtierenden Meister und Pokalsieger am Samstagnachmittag. Dennoch sollten die Gedanken an die verpassten Gelegenheiten nicht die Freude über eine taktisch hervorragende Leistung und einen verdienten Punkt trüben.
Die Leistung bestand vor allem darin, den Gästen aus Dortmund möglichst wenig Platz zur Entfaltung im letzten Spielfelddrittel zu geben. Durch konsequente Defensivarbeit gelang dies fast durchgehend über 90 Minuten. Auffallend waren in dieser Hinsicht vor allem zwei Dinge: Zum einen wie weit sich die Außen Mak und Esswein zurückfallen ließen und wie viel Abwehrarbeit die beiden verrichteten. Dies führte zwar teilweise zu etwas unkonventionellen Abwehraktionen, zahlte sich aber insgesamt aus. Zum anderen wie selbst Tomas Pekhart in die Abwehrarbeit einbezogen wurde. Der Tscheche stellte Mats Hummels, über den der BVB normalerweise den Spielaufbau initiiert, immer wieder zu und zwang so den weitaus weniger gewandten Neven Subotic in die Rolle des „Spielmachers von hinten“. So ging dem BVB ein wichtiger Faktor in der Entwicklung des Spiels nach vorne verloren.
Ein Element, das der 1. FC Nürnberg auch ohne „Rausdecken“ eines Innenverteidigers nicht besitzt. So verhältnismäßig sicher die beiden Innenverteidiger defensiv standen (auch wenn Klose Schäfer beim Gegentor wohl behinderte), so wenig kontrolliert konnten sie den Ball nach vorne ins Spiel bringen. Das allein wäre noch zu verschmerzen, schließlich konnten auch im Vorjahr Wollscheid und Maroh nicht das Spiel von hinten ordnen. Potentiell verheerend sind jedoch die Pässe, die im Aufbauspiel direkt wieder beim Gegner landen. Passquoten von 50 bzw. 57% (Nilsson bzw. Klose) sind für Offensivspieler schon nur mittelmäßig, für Innenverteidiger stellen sie ein großes Hindernis, ja sogar eine Gefahr dar.
An einem anderen Tag hätte Dortmund diese Fehler womöglich ausgenutzt, dazu kamen sie aber auf Grund der oben genannten Gründe nicht. Stattdessen verlegten sie sich auf Fernschüsse, die entweder ungefährlich waren oder aber von Raphael Schäfer entschärft wurden. Auch wenn der FCN-Kapitän beim Gegentor unglücklich wirkte – aber eben auch von Klose behindert wurde – war er insgesamt in guter Form, wirkte sogar beim oft kritisierten Rauslaufverhalten verbessert. Seine Parade gegen Schieber sicherte am Ende den Punkt.
Offensiv war dieser Punkt – wie schon in Hamburg – durch eine Standardsituation von Hiroshi Kiyotake ermöglicht worden. Seine Ecke verwandelte Tomas Pekhart direkt per Kopf. Doch nicht nur durch seine Ecken wusste der Japaner erneut zu bestechen. Auch seine Ballbehandlung, sein Passspiel und seine Ballbehauptung waren wieder herausragend. Man merkte zwar, dass die Mitspieler noch nicht immer etwas mit den Bällen des 22-Jährigen anzufangen wussten, teilweise gar leicht überfordert wirkten. Man merkte aber auch, dass da mit Robert Mak (und an besseren Tagen auch mit Alexander Esswein) durchaus Abnehmer im Team sind, welche die Durchschlagskraft des FCN insgesamt verbessern können.
An diesem Samstag jedoch entstanden aus dem Offensivverhalten nur jene Szenen, denen man nach dem Schlusspfiff hinterhertrauern konnte. Mit etwas Zeit zum Einspielen und etwas mehr Genauigkeit im Abschluss kann hier durchaus etwas heranwachsen, das für eine solide Saison sorgen kann. Vor allem, wenn es mit der am Samstag an den Tag gelegten defensiven Kompaktheit gepaart wird. Der Eindruck ist ein guter. Die Hoffnung, die dahinter steht lautet, wer dem amtierenden Meister auf diese Weise ein Remis abtrotzen kann, kann auf eine sorgenfreie Saison hoffen.