Nervosität – 1. FC Nürnberg – Erzgebirge Aue 1:0 (0:0)
Nervös waren alle – Spieler, Verantwortliche, Fans – gleichermaßen vor dem Aufbruch in das unbekannte Land, das da Zweite Liga heißt. Unbekannt waren für viele im Stadion nicht nur die Liga, sondern auch diejenigen, die das Trikot des FCN trugen; insgesamt acht Neuzugänge kamen über die neunzig Minuten zum Einsatz. Es war also klar, dass nicht sofort alles klappen konnte. Umso erstaunlicher, dass eben dann doch ein relativ ungefährdeter und absolut verdienter 1:0-Erfolg am Ende heraussprang. Natürlich gibt es noch Verbesserungsbedarf, aber es lief auch schon vieles ordentlich bis gut beim runderneuerten FCN.
Besonders augenfällig war, dass mit Alessandro Schöpf ein Spieler gefunden worden scheint, der trotz seiner Jugend schon enorm präsent ist. Immer wieder forderte der Österreicher Bälle, verteilte sie, sorgte mit seiner Übersicht für Gefahr. Zusammen mit Jan Polak, der routiniert für Absicherung und defensiven Zusammenhalt sorgte, bildete der 20-Jährige ein stabiles zentrales Mittelfeld, das kaum Auer Angriffe zuließ, aber selbst einige Chancen einleitete. Umso bitterer ist es zu bewerten, dass sich Jan Polak zum Ende des Spiels an den Rippen verletzte. Der Rückkehrer zum Glubb wirkte bereits wie der Führungsspieler als der er geholt wurde.
Vor den beiden agierte mit Jakub Sylvestr ein weiterer Neuer. Der Slowake zeigte, mit welchen Qualitäten er sich im Vorjahr zum Torschützenkönig der Zweiten Liga machte. Agil, wendig, laufbereit. Da der Spielplan ihm bereits am ersten Spieltag seine alten Kollegen aus Aue aufs Tablett gelegt hatten, tat Sylvestr dann alles, um das vorgefertigte Drehbuch perfekt zu vollenden und erzielte den Treffer, der das Spiel zu Gunsten des FCN entschied. Es passte zum Tag der Neuzugänge, dass der lange Ball, der das Tor einleitete von Ramirez, neu aus Düsseldorf, kam, Ablage und Doppelpass mit Sylvestr von Mlapa, neu aus Gladbach.
Jener Mlapa wirkte in den (mit Nachspielzeit) dreißig Minuten, die er auf dem Platz stand, deutlich beweglicher und gefährlicher als Tomas Pekhart, der in der Startelf gestanden hatte. Jener Pekhart fiel vor allem durch unsinnige Abseitsläufe auf, verbaute so der Mannschaft einige gute Chancen. Natürlich ist ihm erneut hohe Laufbereitschaft und Kampfeswille zu attestieren, allein selbst eine Liga tiefer scheint dies nicht zu genügen, die Spielintelligenz scheint dem Tschechen wirklich nicht in die Wiege gelegt worden zu sein.
Pekharts Abseitstore zeigen auch symptomatisch, woran offensiv noch gearbeitet werden muss. Der Ball läuft bis vors Tor schon recht gefällig, gerade über die linke Seite mit Füllkrug und Ramirez klappt auch das Flügelspiel bereits zufriedenstellend bis gut. Doch sobald sich eine Tormöglichkeit ergibt, wird diese zu wenig konsequent genutzt, heraus kommen Schüss-chen und Chance-lein, aber zu wenig zwingende Gelegenheiten.
Das andere Trainingsgebiet dürften die Standardsituationen, offensiv wie defensiv sein. Offensiv war kaum eine der Hereingaben von Ramirez und schöpf gefährlich, defensiv hingegen kamen die Auer mehrfach zu Chancen nach hoch getretenen Standards aus dem Halbfeld. Es hat sich also anscheinend bis in die Niederungen der Zweiten Liga herumgesprochen, dass Raphael Schäfer besonders hier anfällig ist. Zwar konnten aus dem Spiel heraus Pinola und Petrak alles klären, doch wirkte die Defensive in diesen Situationen deutlich anfälliger als bei flach vorgetragenen Angriffen der Gegner.
Dennoch sollte das Urteil zu Beginn der Saison nicht zu kritisch ausfallen, ein Sieg tut Psyche und Motivation gut, er gibt für das Spiel am Montag in einer Woche im Westen Nürnbergs auch etwas Selbstvertrauen und Sicherheit. Er ist daher, allen Wacklern zum Trotz, nicht hoch genug einzuschätzen. Er hilft die Nervosität zu vertreiben.