Nur fast ein Déjà-vu – Red Bull Leipzig – 1. FC Nürnberg 3:2 (3:0)
3:0 nach 15 Minuten, da war doch was? Erinnerungen an den ersten Spieltag wurden wach, auch da stand es nach einer Viertelstunde 0:3, auch da hatte es früh Elfmeter gegeben. Doch im Gegensatz zum Spiel im Breisgau wurde der FCN auch noch per Roter Karte dezimiert, Georg Margreitter musste nach nur sechs Minuten vom Feld. Es folgten zwei weitere Gegentore gegen die neu formierte Abwehr binnen acht Minuten und das Spiel war trotz Aufholjagd am Ende gelaufen, ehe es begonnen hatte.
Es ist schwer das Spiel danach wirklich zu analysieren: Leipzig ließ den Ball laufen, der Club war völlig von der Rolle. Der Schock der Anfangsviertelstunde war deutlich greifbar: Der FCN ließ den Gegner gewähren, fand überhaupt nicht in die Zweikämpfe, gewann weniger als 46% der Duelle, brachte in den ersten 45 Minuten keinen einzigen Ball in Richtung Tor der Gastgeber, auch weil knapp ein Drittel der Pässe beim Gegner landete. Dass es nach dem 0:3 keinen weiteren Gegentreffer mehr gab, lag dann auch weniger daran, dass der Club sich gefangen hätte, sondern daran, dass Leipzig sich keine Mühe mehr gab, das Ergebnis weiter zu erhöhen.
So konnte man einerseits eine Mannschaft sehen, die unterstützt vom Ergebnis munter kombinierte, ohne aber in letzter Konsequenz weiter zuzuschlagen. Andererseits war ein Gästeteam zu sehen, das froh wirkte, nicht weiter unter die Räder zu kommen. Nun ist es an sich keine Schande gegen die millionenschwere Truppe aus Leipzig zu verlieren. Schließlich besteht der von Brausegeldern begünstigte Kader aus unzähligen Spielern, die eigentlich in der Bundesliga spielen müssten. Die Art und Weise, wie verloren wurde, ist aber dennoch bedenklich.
Wieder einmal glänzte die Defensiv des FCN durch erhebliche individuelle Fehler: So ging dem Platzverweis und Elfmeter vor dem 1:0 ein Stellungsfehler von Margreitter voraus, beim 2:0 ließ Sepsi sich überlaufen und beim 3:0 legte Sepsi Selke den Ball auf. Es ist schwer zu erklären, woher diese Fehleranfälligkeit der Verteidigung kommt. Kommt sie von den häufigen Wechseln in der Formation? Fehlt es an mentaler Stabilität? Oder liegt es an der Qualität der Spieler?
An solchen Tagen und gegen einen solchen Gegner reicht eben dann nicht die brutale Effizienz und Standardstärke des Clubs aus, die aus dem ersten Torschuss das erste Tor macht und aus dem zweiten Torschuss das zweite Tor. Dies genügt, wie die letzten Wochen zeigten, gegen einen Teil der Zweiten Liga, doch um den wirtschaftlich nötigen Aufstieg kann man mit dieser Maxime nicht mitspielen. Selbst wenn man dank zweier Standards die Schlussphase spannend gestalten konnte, war man spielerisch klar unterlegen und konnte aus dem Spiel raus zu wenig Druck aufbauen, um aus dem 3:2 ein 3:3 zu machen.
Es war natürlich ein wenig versöhnlich im Gegensatz zum Spiel in Freiburg nicht untergegangen zu sein und auch genug Moral bewiesen zu haben. Doch letztlich war die Niederlage eben doch verdient, da man keine gestalterischen Mittel hatte, um sein Spiel dem Gegner aufzuzwängen. Einem Gegner, der nach dem 3:2 wackelte, aber eben nicht fiel. Nicht fiel, weil man sich aus dem Spiel nur eine echte Chance erarbeitete, weil man beim vermeintlichen 3:3 im Abseits stand und eben über 75 Minuten eigentlich zu wenig getan hatte. Das blanke Ergebnis mag nach dem Horror-Start beruhigen, die Spielweise muss dennoch hart kritisiert und analysiert werden. Unterzahl hin oder her.