Rechtslastig – 1. FC Nürnberg – Fortuna Düsseldorf 2:0 (1:0)
Taktische Analyse ist für den Uneingeweihten bisweilen eine schwierige Sache. Ohne die professionellen Werkzeuge, die beste Sicht im Stadion, die traditionelle Einbettung in eine Unterstützungsstruktur ist es mitunter durchaus diffizil anspruchsvolle Analysen zu liefern. Am Samstag im Heimspiel des FCN gegen Düsseldorf fiel sogar krank auf der Couch liegend eines auf: Das Offensivspiel des FCN war rechtslastiger als das Parteiprogramm der FPÖ. Immer wieder attackierte der Club über die rechte Angriffsseite immer wieder wurde es gefährlich. Eine Strategie die aufging, am Ende stand zu Recht der dritte Heimsieg in den letzten vier Heimspielen.
Aggressiv, aber nicht unfair; schnell, aber nicht hektisch; aktiv, aber nicht unüberlegt. Mit diesen Attributen konnte man die ersten 45 Minuten zusammenfassen. Es wirkte vom Anpfiff weg so als wolle die Mannschaft ihren Trainer die schmerzhafte Knie-OP vom Montag vergessen lassen und ja keine Schlagzeilen hinsichtlich „FCN an Krücken“ aufkommen lassen. Jener am Knie lädierte Dieter Hecking trug jedoch auch seinen Teil dazu bei. Er hatte scheinbar Düsseldorfs Linksverteidiger van den Bergh als Schwachstelle ausgemacht. Also stießen Mike Frantz, Markus Feulner und Timothy Chandler unnachgiebig ein ums andere Mal in Richtung des 26-Jährigen vor.
So kam der FCN zu mehreren Groß- und Größtchancen. Dies lag auch daran, dass der Ex-Gladbacher in der starken ersten Halbzeit der Nürnberger hinten links völlig allein gelassen war, weil Axel Bellinghausen zu wenig Defensivarbeit leistete. Dass aus all den Chancen in den ersten 45 Minuten nur das 1:0 durch Sebastian Polter heraussprang ist nahezu der einzige Kritikpunkt, den man für diese erste Halbzeit liefern kann. Doch im Gegensatz zur Vorwoche, wo auch Chancen liegen gelassen wurden, lag dies in diesem Fall auch am hervorragend aufgelegten gegnerischen Torwart. Fabian Giefer verhinderte im gesamten Spiel drei Mal Nürnberger Tore und auch Feulners 2:0 kurz vor dem Abpfiff berührte der 22-Jährige mit den Fingerspitzen.
Doch auch ohne die verdiente Vielzahl an Toren zeigte die Mannschaft in diesen ersten 45 Minuten, dass sie ihren offensiven Drang verbessert hat. Es fiel nicht einmal auf, dass der bislang wichtigste Offensivspieler, Hiroshi Kiyotake, grippegeschwächt nicht im Kader stand. Dessen Rolle als Offensivmotor übernahm Markus Feulner. Wie schon gegen Bayern München lieferte der 30-Jährige eine fast fehlerfreie Leistung ab. Er arbeitete defensiv fleißig mit und lieferte viele offensive Impulse, bereitete ein Tor und eine Großchance vor, hatte selbst noch eine weitere Großchance bevor er seinen Nachmittag in der Nachspielzeit mit einem Tor krönen durfte. In dieser Verfassung ist es für den Ex-Dortmunder, Ex-Mainzer und Ex-Münchner durchaus möglich, dass er nicht schon in diesem Sommer auch als Ex-Nürnberger geführt wird.
Nach dem Seitenwechsel ging die Präzision im Spiel des FCN etwas verloren, die Fehlpässe nahmen zu, die Düsseldorfer hatten mehr Ballbesitz. Dies lag auch daran, dass Düsseldorf in der Pause mit der Hereinnahme von Schahin für Reisinger das System umgestellt hatte, nun kompakter in der Zentrale stand, weil Ilsö hinter Schahin und nicht mehr als alleinige Spitze agierte. Es ergaben sich einzelne Gelegenheit für die Fortuna. Allerdings scheiterten die Rheinländer bei diesen wenigen, allerdings hochkarätigen Torgelegenheiten, die sich ergaben, sowohl an ihren Nerven als auch an ihrer Umständlichkeit.
Meist aber stand die Nürnberger Abwehr sicher, man kann schon fast sagen gewohnt sicher. Nicht umsonst haben bislang nur sechs Mannschaften weniger Gegentore als der FCN kassiert. Auch wenn sowohl Nilsson als auch Klose weniger auffällig als in anderen Partien ihren Job verrichteten, so sorgten sie doch zusammen mit dem sehr aufmerksamen Simons dafür, dass der FCN am Ende zum fünften Mal in dieser Saison ohne Gegentor blieb.
Mit den 19 Punkten, die nach diesem Zu-Null-Sieg nun zu Buche stehen, kann man mehr oder weniger beruhigt nach vorne schauen. Diese liegt nicht unbedingt am eigenen Punktestand, sondern eher am gewaltigen Vorsprung von 11 Punkten auf die direkten Abstiegsplätze und die nicht zu vernachlässigenden sieben Punkte auf den Relegationsrang. Wohler wäre es wahrscheinlich allen, würde dieser nicht von Hoffenheim, sondern von einem weniger finanzstarken Team besetzt. Besteht doch hier die Gefahr, dass im Winter ordentlich nachgekauft wird.
Dies tun, wenn auch nur in begrenztem Maße, wird auch der FCN. Der akute Handlungsbedarf, der noch vor wenigen Wochen bestand, ist jedoch nicht mehr vorhanden. Dies ist auch der Fall, weil Dieter Hecking der Mannschaft ein offensives Spielkonzept beigebracht hat, etwas, das ihm auch an dieser Stelle nicht immer zugetraut wurde. Ein Angreifer, der anders geartet ist als Pekhart und Polter wäre dennoch ebenso wünschenswert wie eine zusätzliche Absicherung in der Innenverteidigung.