Standortbestimmung – FSV Frankfurt – 1. FC Nürnberg 2:1 (1:1)
Nach einer derart langen Winterpause zu wissen, wo man sportlich steht, ist nicht einfach. Ist eine knappe Niederlage gegen den Tabellenführer der tschechischen Liga nun gut oder schlecht? Was sagt ein 0:2 gegen den Letzten der Bundesliga aus? Überwiegt der Eindruck der Ergebnisse oder der Eindruck der eher positiven Eindrücke? Nach 90 Minuten Pflichtspielfußball des FCN lässt sich ernüchtert konstatieren: Ergebnisse lügen nicht. Der Club verlor mit 1:2 beim FSV Frankfurt und dürfte nun Planungssicherheit für die kommende Spielzeit haben.
Denn dass der Club in 14 Spielen sieben Punkte aufholt, davon dürfte nicht auszugehen sein. Erst recht nicht, wenn man den Auftritt in Frankfurt als Maßstab nimmt. Der Club erinnerte über weite Strecken an das planlose Team der Hinrunde, das mit dem Ball nichts anzufangen wusste und sich in der Defensive leichte Fehler erlaubte. Das Team, das in der Hinrunde nach Rückständen nicht mehr wusste, was zu tun ist. Es war ein frustrierender Nachmittag, der deutlich machte, dass der Kader des FCN auch mit langer Vorbereitungszeit nicht besser ist als jener Mittelfeldplatz, auf dem er überwinterte. Für mehr müsste die Defensive sich nicht derartige Aussetzer wie vor dem Führungstor erlauben, als quasi die gesamte Abwehrreihe kollektiv falsche Entscheidungen traf und Odise Roshi sich gar nicht mehr dagegen wehren konnte ein Tor zu schießen.
Mit dem Tor war auch klar, dass die Frankfurter – wie im Hinspiel – sich auf das verlegen konnten, was sie gerne tun und gut können: Verteidigen und dem Gegner das Spiel überlassen. Da der FSV heute auf einen Gegner wie den FCN traf, der auf die Aufgabe das Spiel zu machen fast schon mit einem anaphylaktischen Schock reagiert, konnte man sich schon nach 12 Minuten auf einen Heimsieg einstellen. Es passt zur ernüchterten Gemütslage der Club-Anhänger, dass dieser Heimsieg erst der zweite der Hessen in der laufenden Saison war. Dabei hatten die Gastgeber dem FCN kurz vor der Pause sogar noch ein Türchen zurück ins Spiel geöffnet, als sie bei einer Ecke von Sebastian Kerk – dem einzigen guten getretenen Standard der Freiburger Leihgabe, die sich sonst nur für die Rolle als Place Kicker bei den Noris Rams empfehlen konnte – Even Hovland entwischen ließen, so dass der Norweger sein erstes Tor für den Club erzielen konnte.
Doch statt daraus Schwung zu entwickeln patzte die Defensive des Club eine Viertelstunde nach Wiederanpfiff erneut, ließ Vincenzo Grifo schießen und treffen. Den Rest des Spiels verbrachten die Gastgeber dann damit dem FCN das Spiel zu überlassen, der dieses aber gar nicht zu wollen schien. 30 Minuten lang mühte sich der Club mit dem Ball ab und kam zu keiner zwingenden Gelegenheit, viele Nürnberger Fans dürften auch hier Flashbacks an das Jahr 2014 gehabt haben, wo viele Spiele so aussahen. Gleichzeitig dürfte sich damit auch ein gewisser Horror über die Anhängerschaft ausgebreitet haben, dass es 2015 eben doch genauso weitergeht wie im Vorjahr.
Dass es nicht ganz so weitergeht wie im Vorjahr, das hat in der Vorwoche der Aufsichtsrat schon klar gemacht, indem man sich – egal wie man es arbeitsrechtlich dreht und wendet – vom Finanzvorstand getrennt hat. Nun ist nicht nur die finanzielle Lage angespannt (so man der BILD glauben darf), sondern auch die sportliche. Darf man also nun vom Aufsichtsrat auch in Sachen Sportvorstand Handeln erwarten? Es wäre wahrlich kein Schnellschuss, sondern eine konsequente Reaktion auf achtzehn Monate sportlichen Verfall, der – so viel steht seit heute wohl endgültig fest – in einem zweiten Jahr Zweitklassigkeit enden wird. Einen Verfall, den der Sportvorstand verantwortlich zu tragen hat, denn er ist die einzige Konstante in diesen achtzehn Monaten.