Symmetrie – 1. FC Nürnberg – SV Werder Bremen 1:3 (1:1)
Fehlenden Sinn für Symmetrie kann man dem Fußballgott nicht vorwerfen: Die Club-Serie von acht Spielen ohne Niederlage begann nach einem Heimspiel mit zweifelhafter Schiedsrichterleistung und schwachem Spiel beider Mannschaften und endete auf die gleiche Weise. Ärgerlich ist dies nicht nur wegen der verlorenen Punkte und der vergebenen Chance auf Platz Fünf zu klettern, sondern auch weil die Diskussion über die Schiedsrichterleistung – zumindest in der Öffentlichkeit – die eigentliche Fehleranalyse überdecken dürfte.
Dabei wäre die Fehleranalyse allein erschöpfend genug. Zu spüren, dass es ein schwieriger Nachmittag werden würde, war es bereits in der Anfangsviertelstunde als die Bremer Verunsicherung noch greifbar war. Angefangen von der Tatsache, dass die Hanseaten den Anstoß ausführen wollten, obwohl sie die Seiten gewählt hatten, über viele schlampige Zuspiele bis hin zu klobigen Bewegungsabläufen sendeten die Werderaner in den ersten fünfzehn Minuten unzählige Signale mit der Botschaft: „Kommt und holt uns, wir sind schlagbar.“
Der Glubb allerdings ignorierte all dies und schob den Ball selbstzufrieden in den eigenen Reihen zu. Die noch im letzten Heimspiel gegen St. Pauli so große Stärke den Ball schnell und schnörkellos vorwärts zu spielen, die gegnerische Abwehr mit viel Tempo unter Druck zu setzen war überhaupt nicht zu sehen. Obwohl dies gegen die eher hüftsteifen Bremer eigentlich ein probates Mittel hätte sein müssen. Stattdessen wurde der Ball oft minutenlang zwischen der eigenen Viererkette hin und her geschoben.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass alle vier Abwehrspieler des FCN mehr Ballkontakte verbuchen konnten als der Bremer Spieler mit den meisten Ballkontakte (Silvestre 70) und der FCN mit ungefähr 58 Prozent Ballbesitz aus dem Spiel ging, das einzige Mal in der Rückrunde, dass ein ähnlich hoher Wert zustande kam (57 Prozent) war im ebenfalls verlorenen Heimspiel gegen Gladbach. Zum Vergleich selbst bei der Gala gegen St. Pauli lag der eigene Ballbesitz nur bei knapp 53 Prozent, von Werten wie in Stuttgart (42 Prozent) oder gegen Hamburg (43 Prozent) und Leverkusen (41 Prozent) ganz zu schweigen.
All diese Zahlen zeigen eine der Baustellen, die Dieter Hecking angehen muss, will er das Team auch nur ungefähr in den Regionen stabilisieren, in die es in die letzten Wochen aufgestiegen ist. Dem FCN fehlt immer noch die Fähigkeit eine stabile, tief stehende Abwehr mit rein spielerischen Mitteln auszuhebeln. Es steht außer Frage, dass dies die höchste Fußballkunst ist und auch andere Mannschaften an dieser Aufgabe scheitern, doch nach den Wochen des Höhenflugs sind natürlich auch die Ansprüche gestiegen.
Ansprüche, die an diesem Nachmittag gegen Werder kein Glubb-Spieler erfüllen konnte. Auch wenn man als Außenstehender keinen Blick in die Köpfe der Spieler werfen kann, ein wenig wirkte es als sei man sich etwas zu sicher gewesen. Die Mannschaft erweckte nach dem 1:2 nie den Eindruck, dass sie es besonders eilig hatte den Ausgleich zu erzielen, änderte die Herangehensweise nicht, blieb beim langsamen horizontalen Spielaufbau. Natürlich ist es angemessen nicht schon nach 55 Minuten in Panik zu verfallen, doch ein richtiges Aufbäumen, ein Stemmen gegen die drohende Niederlage war nicht zu erkennen.
Natürlich lag dies auch an den eklatanten Fehlern des Schiedsrichters in wichtigen Phasen des Spiels. Egal ob nun Chandlers Platzverweis oder der zweite Bremer Elfmeter, beide Entscheidungen kamen zu Zeitpunkten, wo noch einmal eine Wendung möglich gewesen wäre, beide Male wurde der Impuls in Richtung einer Veränderung jäh gestoppt. Doch ausschlaggebend für die Niederlage waren nicht allein Michael Weiners Pfiffe, sondern auch eine ganz schwache Leistung des FCN, der sich nur mit dem Gedanken trösten kann, dass auf das letzte Spiel dieser Art acht Spiele ohne Niederlage folgten.