Ineffektiv und ineffizient – Red Bull Leipzig – 1. FC Nürnberg 2:1 (0:1)
Effektivität wird vom meistgenutzten Online-Lexikon als „Verhältnis von erreichtem Ziel zu definiertem Ziel“ definiert. Es gehe darum, „wie nahe ein erzieltes Ergebnis dem angestrebten Ergebnis gekommen ist“. Die Saison des FCN – ebenso wie das Spiel in Leipzig – ist daher definitionsgemäß mit sehr geringer Effektivität ausgestattet. Effizienz dagegen „bedeutet, so zu arbeiten, dass erzieltes Ergebnis und eingesetzte Mittel in einem optimalen Kosten-Nutzen-Verhältnis stehen und der Nutzen dabei größer ist als die Kosten“. Diese Vorgabe erfüllten am Ostersonntag nur die Gastgeber, nicht aber der Club. So stand am Ende die vierte Niederlage in Folge; eine, die unter „ineffektiv und ineffizient“ zu verbuchen ist.
Ineffizient vor allem, weil der FCN – wie gegen Bochum – in der Anfangsphase enorm viel Aufwand betrieb, extrem viele Mittel einsetzte. Bei einer effizienteren Chancenverwertung hätte der FCN aus den ersten 15 Minuten mit vier Toren herausgehen müssen. Er erspielte sich mit Leichtfüßigkeit und Tempo zahlreiche Torchancen, brachte den Ball aber nicht im Leipziger Tor unter. Diese Phase machte jedoch auch etwas deutlich, dass René Weiler schon vor der Länderspielpause angesprochen hatte: Fehlende Effizienz ist auch ein Zeichen von fehlender Qualität. Wer so viele Torchancen liegen lässt, wie der FCN, der kann zwar behaupten, das bessere Team gewesen zu sein, längeren Nachfragen hinsichtlich der Qualität der Angreifer hält diese These jedoch nicht stand.
Thesen hinsichtlich der Qualität der Defensive lässt vor allem die zweite Halbzeit zu, diese Thesen sind jedoch nicht sehr schmeichelhaft. Die Thesen lauten: Erstens, gegen lange, schnelle Diagonalbälle aus der Abwehr ist die Defensive anfällig, sobald das Mittelfeld nicht nach hinten rutscht und absichert. Dies war gerade zwischen der 46. und 65. Minute in Leipzig zu sehen gewesen, als die Gastgeber den Club mit derartigen Bällen in Bedrängnis brachten. Zweitens, von außen ist der FCN extrem anfällig. Der Ausgleich der Leipziger entstand über die Außenseite. Dieses Mal war es die linke Seite, die schwächelte, allen voran Sebastian Kerk, der sich im Zweikampf mit Klostermann äußerst ungeschickt anstellte.
Drittens, der FCN hat ein Torwartproblem. Der sicherste Torwart im Kader ist ein 36-Jähriger mit Schwächen im Herauslaufen. Seinem Ersatzmann, der nach der Pause ins Tor musste, da das eintrat, was man bei einem 36-Jährigen eben erwarten muss, unterlief erneut ein folgenschwerer Fehler. Der Fernschuss von Dominik Kaiser war zwar verdeckt, aber keineswegs platziert. Viertens, der Defensive fehlt es an Konzentration über 90 Minuten. Zahlreiche leichte Abspielfehler schlichen sich mit zunehmender Spieldauer ins Spiel ein, einige führten fast zu Gegentoren. Auch dem 2:1 ging eine Unkonzentriertheit voraus, die Abwehr des Balls in die Mitte war mindestens unglücklich.
Diese Schwächen traten vor der Halbzeit noch nicht zu Tage, da hier die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen geringer waren, die Mannschaft insgesamt konzentrierter und forscher spielte und in dieser Phase auch mit einem Tor belohnt wurde. Dass dieses aus einem Standard fiel, kann man als durchaus positiv bewerten, es wäre noch positiver, wenn es nicht das einzige Tor geblieben wäre. So aber steht am Ende eine weitere Niederlage in einer Phase, die wohl als „Effizienzkrise“ bezeichnet werden kann. Die Mannschaft erspielt sich viele Chancen, steckt auch durchaus viel Energie in ihr Spiel, kann aber keines der Spiele gewinnen. Der ganze Verein steckt darüber hinaus seit zwei Jahren in einer „Effektivitätskrise“, da die eingesetzten Mittel nicht zu den gewünschten Ergebnissen führen. Die Diskussion über diese Krise darf nicht abreißen. Dazu, dass das nicht passiert, trägt momentan die erstgenannte Krise bei.