Weichenstellungen – 1. FC Nürnberg – VfL Bochum 1:2 (0:1)
Ein Vergleich mit der Leistung des FCN unter Leitung des gegnerischen Trainers würde sich anbieten, er würde aber einem Spiel in der „Garbage Time“ der Saison zu viel Bedeutung beimessen, indem man es zu einer Art Rachematch hochstilisieren würde. Tatsächlich trafen aber einfach zwei Mittelklassevereine der Zweiten Liga aufeinander, die beide ihre Unzulänglichkeiten zur Schau stellen durften. Die Gäste ließen zu viele Chancen zu, die Gastgeber ließen zu viele Chancen aus. Die Gastgeber leisteten sich individueller Fehler in der Defensive, die Gäste gaben fast noch ein 2:0 aus der Hand. Aber eben nur fast und so gewannen sie mit 2:1.
Das Ergebnis ist dabei perspektivisch gedacht allenfalls Chronistenpflicht. Wichtiger dürften die Erkenntnisse sein, die man gewinnen konnte. In der Anfangsphase zeigte die Mannschaft, wie viel Offensivkraft und Flexibilität in ihr stecken könnte. Sie spielte mit äußerst fluiden Positionen, Alessandro Schöpf spielte als Sechser und im rechten Mittelfeld, Sebastian Kerk zentral und in der Spitze, Guido Burgstaller auf beiden Außenbahnen und Jan Polak überall. Aus dieser Flexibilität und Bewegung ergaben sich allein in den ersten vier Minuten vier gute Torchancen, es sollten viele weitere folgen. Das Tor aber fand lediglich eine einzige.
Aus dieser Tatsache ergibt sich die zweite Erkenntnis, eine Erkenntnis, die René Weiler nach dem Spiel so formulierte: „Das ist eine Frage der Konzentration, aber auch am Ende der Qualität.“ Beides fehlte dem Abschluss des Club-Spiels an diesem Montagabend. Ein qualitativ besserer Angriff verwertet zumindest einige der zahlreichen Gelegenheiten, ebenso ein konzentrierter. Auch wenn Weiler hinterherschob, dass man das nicht als Kritik am Kader, sondern als Feststellung zu sehen habe, kommt man nicht umhin, eine Kritik herauszulesen. Denn es ist bezeichnend, dass der als gewogen und für zu leicht befundene Peniel Mlapa der einzige war, der vor dem Tor konzentriert genug blieb.
Ebenfalls für zu leicht befunden wurde von Weiler Patrick Rakovsky. Zur Überraschung vieler, aber sportlich durchaus konsequent, stand gegen Bochum einmal mehr Raphael Schäfer zwischen den Pfosten. Der konnte die Niederlage auch nicht verhindern, verschuldete aber auch keine Gegentore. Als Signalwirkung für die Zukunft – und nur diese Betrachtungsweise ist in dieser Saison noch relevant – aber ist damit klar: Nach einer Halbserie als Stammkraft rückt Patrick Rakovsky (21) zurück ins zweite Glied hinter einen 36-Jährigen. Obwohl die restlichen Spiele wenig sportliche Relevanz haben. Es dürfte klar sein, Rakovksy hat in Nürnberg keine Zukunft.
Mehr Zukunft dürften die Herren haben, die – im Gegensatz zum Torwart – an diesem Abend Tore verschuldeten. Even Hovland und Ondrej Petrak. Beide leisteten sich Aussetzer, Petrak rutschte vorm 0:1 aus, Hovland spielte einen unsäglichen Fehlpass zum 0:2. Es waren also einmal mehr die individuellen Fehler in der Defensive, die am Ende zur Niederlage beitrugen, ja sogar hauptsächlich dafür verantwortlich waren. Hier war die Mannschaft direkt nach Weilers Amtsantritt schon einmal weiter, sie spielte konzentrierter, kassierte weniger Gegentreffer. Ob das der größeren Arbeit an der Offensive geschuldet ist und einem Nachlassen der generellen Konzentration, ist nicht festzustellen. Hier tut sich jedoch Handlungsbedarf jenseits der Rechtsverteidigerposition auf, die auf jeden Fall neu zu besetzen ist.
Der Wunsch nach Neubesetzung auf dem Vorstandposten, der seit Wochen durch den Äther wabert, manifestierte sich erstmals auch deutlich im Stadion. Mehrere Transparente forderten die Demission von Martin Bader und auch „Bader Raus“-Sprechchöre wurden erstmals nicht mehr übertönt, sondern toleriert. Auch das ein Zeichen für die Zukunft?