Wir zählen die Tage – Borussia Mönchengladbach – 1. FC Nürnberg 1:1 (1:1)

Wir zählen die Tage – Borussia Mönchengladbach – 1. FC Nürnberg 1:1 (1:1)

In den Kommentaren zur Bundesligasaison wurde immer von 104 Tagen Pause gesprochen, 104 Tage ohne Bundesliga, 104 Tage ohne Meisterschaftsrennen, 104 Tage ohne Abstiegskampf. Völlig vernachlässigt wurde in dieser Rechnung, dass ein Bundesligist nicht 104, sondern nur 97 Tage seit seinem letzten Spiel, das über den Ligaverbleib entschied, nicht mehr in Aktion in Sachen Bundesliga war. Schließlich hatte der FCN erst mit Nachprüfung das Klassenziel erreicht und am ersten Spieltag stellte sich daher die Frage, wie sich der Beinaheabsteiger in der neuen Spielzeit präsentiert. Nach den 90 Minuten in Gladbach war kein definitives Urteil zu fällen. Positiver als von vielen – auch nach dem Spiel in Trier – befürchtet präsentierte sich die Mannschaft allemal.

 

 

Natürlich war keineswegs alles gut am Samstagnachmittag in Gladbach. Die Abstimmung im Defensivverbund war ebenso noch nicht perfektioniert, wie die Einbindung des neuen Stoßstürmers Julian Schieber und beim Gegentor sehen weder Neuzugang Nilsson noch Neuzugang Timmy Simons gut aus. Doch andererseits brachte gerade das Mittelfeld mit den beiden deutsch-türkischen Wühlmäusen Mehmet Ekici und Ilkay Gündogan durchaus sehenswerte Spielzüge hervor und Jens Hegeler gewann nicht nur viele Bälle, sondern machte im ersten Bundesligaspiel auch sein erstes Bundesligator.

Die Reihung der Namen weist schon auf eine gewaltige Änderung zum Vorjahr hin. Im Gegensatz zum Aufstiegsjahr ist man bei den Verantwortlichen nicht der Meinung, dass der Vorjahreskader gut genug ist, um das Saisonziel Klassenerhalt zu erreichen. Daher waren bei Anpfiff in Gladbach auch 50% der Feldspieler Neuzugänge. Gerade diese Tatsache bedeutet jedoch natürlich auch, dass viel Abläufe noch nicht so gefestigt sind, als dass sie schon als Routine bezeichnet werden können. Zu bemerken war dies an der hohen Anzahl unnötiger Fehlpässe und Rückgaben zum Torwart.

Diese dienten nur selten zum verzögerten Seitenwechsel, sondern waren oft Verlegenheitslösungen, da die Bewegungsabläufe vor dem Ballführenden kein sicheres Anspiel ermöglichten. Im Gegensatz zum Spiel in Trier gab es jedoch keine Situation, in der ein solches Rückspiel oder ein unnötiger Fehlpass die Abwehr komplett aus den Angeln gehoben hätte. Dennoch konnte sich, wie schon im DFB-Pokal, Torwart Raphael Schäfer erneut auszeichnen. Der 31-jährige bewahrte den Glubb mit zwei Weltklasseparaden gegen Hermann und Bradley vor der am Ende möglichen Niederlage.

Überhaupt waren vor allem die letzten 25 Minuten am kritikwürdigsten. Zu sehr ließ man sich von den Gladbachern in die Defensive hineindrängen, zu wenig kam man dann noch zu Entlastendem. Hätten die Gladbacher hier das 2:1 gemacht, es wäre nicht unverdient gewesen. Dennoch fiel in die Gladbacher Drangphase auch die größte Clubchance der zweiten Halbzeit: Julian Schiebers setzte seinen Flachschuss frei vor dem Tor stehend gegen die Beine von Torwart Bailly. Es wirkte wie die Fortsetzung einer Konstante: Großchancen vergibt der FCN zu viel und zu leichtfertig.

Besser hatte es in der besten Phase des Glubb, der ersten halben Stunde, Jens Hegeler gemacht, der die weite Flanke von Juri Judt ins langen Eck einköpfte. Jene ersten 30 Minuten zeigten auch deutlich, wie die Mannschaft Fußball spielen kann. Der Ball fand schnell und präzise die Mitspieler, die Außenspieler wurden gut ins Spiel eingebunden und einige Torchancen (Pinola, Ekici, Gündogan) entsprangen dem eigenen Mut die Flugeigenschaften des Einheitsballs auszutesten.

Umso ärgerlicher war es, dass die Druckphase durch das Gegentor durch Idrissou jäh beendet wurde. Die Tatsache, dass der FCN danach nie wieder die Dominanz aufbauen konnte, lässt womöglich Rückschlüsse auf die mentale Robustheit der jungen Mannschaft zu. Andererseits brach sie nach dem Ausgleich nicht völlig ein, wie es manche Vorgänger von ihr bereits getan haben. So steht am Ende ein Remis, das Mut macht ohne Überschwang zu erzeugen. Überschwang, der möglichst in 265 Tagen herrschen soll. Dann findet der 34. Spieltag statt und dann soll für den FCN die Saison auch positiv beendet sein.