Zurückgefallen – SV Darmstadt 98 – 1. FC Nürnberg 3:0 (1:0)

Zurückgefallen – SV Darmstadt 98 – 1. FC Nürnberg 3:0 (1:0)

Ein Schritt nach vorne sollte es werden: Nach vorne vor den Erzrivalen, nach vorne in die erste Tabellenhälfte, nach vorne Richtung Aufstiegsränge. Es wurde stattdessen ein Rückfall. Ein Rückfall in die Phase, in der Spiel um Spiel sang- und klanglos verloren wurde. Ein Rückfall in der Tabelle, ein Rückfall in alte Muster. Dabei war das Spiel in seiner Anlage kaum anders als in den Wochen zuvor, es fehlte einfach nur ein klein wenig Überzeugung, ein klein wenig Entschlossenheit und ein klein wenig Durchschlagskraft. Doch dieses klein wenig war am Ende entscheidend dafür, dass der SV Darmstadt mit 3:0 gewann.

 

Exemplarisch war dieses klein wenig in der wahrscheinlich spielentscheidenden Szene zu sehen. Füllkrug kommt gegen Kempe ein klein wenig zu spät, der erwischt den Ball ein klein wenig genauer als man es eigentlich mit der Hacke kann, Manuel Bihr ist gegen den angespielten Leon Balogun ein klein wenig unentschlossen und der schießt ein klein wenig platzierter als Patrick Rakovsky springen kann. Der Ball schlägt ein klein wenig neben dem Pfosten ein und es steht 2:0. Die Betonung des klein wenig soll keineswegs bedeuten, dass der FCN an diesem Abend knapp vor einem Erfolg stand, sie soll nur deutlich machen, dass der FCN einfach einen ein klein wenig geringeren Einsatz fuhr als in den Spielen zuvor. Prompt war sein Spiel nicht mehr von Erfolg gekrönt.

Denn das, was den FCN in den drei Spielen zuvor zu sieben Punkte führte war kein schlüssiges Offensivkonzept, kein geniales Fußballfeuerwerk, es war hart gearbeiteter, nicht immer ansehnlicher, Fußball. Schaltet man in dieser Art Fußball zu spielen nur einen Gang zurück, ist er nicht mehr von Erfolg gekrönt. So war es an diesem Montagabend in Darmstadt und so wird es auch immer dann sein, wenn die Mannschaft glaubt, dass vorangegangener Erfolg alleine zum Sieg berechtigt. Denn dann steht man einen Tick zu tief beim Abspiel zum 1:0, kommt einen Tick zu spät gegen den Gegenspieler beim 2:0, spielt den Ball einen Tick zu ungenau vor einigen Halbchancen.

Das Spiel zeigte eindrucksvoll, dass der FCN vielleicht doch weniger weit ist als man nach den letzten drei Spielen gedacht hatte. Man muss deshalb nicht wieder in völligen Panikmodus verfallen – das darf erst passieren, wenn auch gegen die völlig desolaten St. Paulianer am Wochenende keine Besserung einsetzt. Man kann aber attestieren, dass der FCN immer dann Probleme bekommt, wenn der Gegner dem FCN das Feld überlässt, ihn mehr oder minder dazu auffordert, das Spiel zu machen. Denn für einen geordneten Spielaufbau fehlen dem Glubb auch weiterhin die Mittel. Erst recht, wenn die letzten zwanzig Minuten komplett ohne Kreativspieler bestritten werden müssen. Das soll nicht heißen, dass Alessandro Schöpf und Daniel Candeias an diesem Abend besonders gut waren, sie waren aber zumindest die einzigen, denen man einen offensiven Geistesblitz zugetraut hätte.

So waren die Gastgeber aus Darmstadt an diesem Abend einfach besser. Besser in der Vorwärtsbewegung, weil sie die schnelleren und präziseren Abschlüsse hatten, besser in der Rückwärtsbewegung, weil sie die Pässe des FCN abfingen, besser in der Präsenz und im Zweikampfverhalten. Für ein Team, das ein Übergangsjahr bestreitet, ist das nicht weiter dramatisch. Da gibt es einfach Spiele, in denen man auf einen Gegner trifft, der besser ist. Für ein Team, das – aller anderslautenden Ansagen zum Trotz – doch noch in Richtung Aufstieg schielt, ist das zu wenig.

So gesehen kann man dieses 0:3 womöglich sogar als heilsam einordnen. Es dürfte die letzten Illusionen in Richtung Anschluss nach oben genommen haben, stattdessen heißt es nun möglichst oft genug punkten, um eine sorgenfreie Saison zu erleben und dann im Folgejahr möglichst keine Spiele mehr erleben, in denen der Gegner einen Tick besser ist. Ein gefährliches Spiel angesichts der warnenden Beispiele derer, die seit Jahren aufs nächste Jahr hoffen, derer, die seit Jahren den nächsten Schritt machen wollen und dabei doch immer wieder zurückfallen.

alt